Bands, die in den 80er Jahren Untergrund-Helden-Status erlangen konnten, gibt es genug. Bands, die ihren Heldenstatus anschließend mit neuen, gelungenen Studioalben verteidigen konnten, sind da schon seltener. Auch HALLOWEEN - die mit dem "A", nicht mit dem "E" im Bandnamen! - sind weitestgehend daran gescheitert, ihrem 1984er Debüt "Don't Metal With Evil" zumindest gleichwertige Alben folgen zu lassen. In den letzten Jahren war sogar komplette Funkstille angesagt, nachdem die europäischen Die-Hard-Fans zuvor vor allem den Importweg wählen mussten, um an neues Material der Detroiter Horror-Metal-Band zu kommen.
"Terrortory" krankt, so viel sei vorweg genommen, vor allem an zwei Dingen: Zum einen an der langen Spielzeit, verbunden mit der Tatsache, dass sich mit Songs wie "Traipsing Through The Blood" mit modernen (!), an PANTERA (!!) erinnernden Riffs, "Scare You" oder "Darkside Inside" ein paar echte Gähner eingeschlichen haben, die sich schlapp und kraftlos über die Ziellinie schleppen. Und zum anderen an der furchtbar drucklosen und pappigen Produktion, die mitnichten, wie uns das Infoblatt des Labels glauben lassen will, "fett, erhaben und dennoch traditionell" tönt. Insbesondere die Drums haben keinen Punch, was angesichts des teilweise starken Songmaterials wirklich schade ist.
Natürlich, das Horror-Konzept des Quartetts - neben Sänger Brian Thomas ist nur noch Bassist George Neal von der Original-Besetzung dabei - wirkt anno 2012 ein wenig angestaubt. Wirklich zum Gruseln ist der Mix aus John Carpenter, ALICE COOPER, KING DIAMOND oder HELL nicht wirklich, sondern regt eher zum Schmunzeln an. Trotzdem: Die Band versteht es, klassischen US-Metal zu zelebrieren, der zwischen Düsternis, Zähflüssigigkeit, Irrsinn und Melodie allerhand bietet.
Das Auffälligste an HALLOWEEN ist die un- bis außergewöhnliche Stimme von Sänger Brian Jones, der der Bezeichnung "Falsettstimme" seine ganz eigene, wahnsinnige Note hinzufügt. Songs wie die Halbballade "Hands Around My Throat", das unglaublich intensive "Where Is Michael?", der Achteinhalb-Minüter "Not One", "Dead On..." (so würde eine KING-DIAMOND-Ballade klingen) oder das melodiös-metallische Titelstück sind es wert, mehrmals und aufmerksam gehört zu werden - hier gibt es einiges zu entdecken, und zwar vor allen Dingen einiges, was abseits der mittlerweile grotesk ausgetrampelten üblichen Metal-Pfade liegt.
FAZIT: Egal, ob bei Melodien, Rhythmik oder Intensität - HALLOWEEN haben immer noch ihren ganz eigenen Stil und beweisen, dass sie auch 2012 durchaus noch Relevanz besitzen. Auch wenn sie nicht über die gesamte Albumlänge komplett überzeugen können.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.02.2012
George Neal
Brian Thomas
Don Gurrier
Rob Brug
Pure Steel
72:19
24.02.2012