Dass XIII nicht die betriebsamste Band Islands ist, dürfte gerade anhand der Tatsache, dass nach deren Quasi-Best-Of-Doppeldecker „Black Box“ erst einmal keine Aktivitäten mehr geplant sind, mittlerweile klar geworden sein. Doch das bedeutet keinesfalls, dass Hallur Ingólfsson untätig ist. Zusammen mit Bandkollege und Drummer Birgir Jónsson plant der gute Mann demnächst ein neues Album einer neu formierten Band, doch auch im Jahre 2009 hat sich Ingólfsson musikalisch bemerkbar gemacht.
Zusammen mit Sängerin und Schauspielerin Halldóra Malin Pétursdóttir begibt sich der Multiinstrumentalist, der hier alle Instrumente im Alleingang bedient und sämtliche Songs und Texte geschrieben hat, auf extrem ruhige Pfade. Hat man die XIII-Werke verinnerlicht, so ist festzustellen, dass Hallurs Handschrift allgegenwärtig ist, speziell was die Melodiecharakteristika betrifft. Doch statt verzerrter Gitarrenwände werden hier fragile Netze aus semiakustischen Gitarren, sparsamer Elektronik, Tasteninstrumenten und allerlei nichtelektrischer, nichtdigitaler Instrumente gewoben.
Ingólfsson hält sich gesanglich allerdings etwas zurück und tritt überwiegend mit einer sehr relaxten, introvertierten Performance in Erscheinung, und mindestens die Hälfte des Albums brilliert seine Gesangspartnerin Pétursdóttir mit feinen, zarten und schizophrenerweise kraftvollen wie zerbrechlichen Vocals, wobei gerade in den etwas elektronischeren Passagen eine Nähe zu Trip Hop besteht. Auch besteht offensichtlich hier und dort eine Affinität zu den Sechzigern und Siebzigern, die besonders erhörlich wird, wenn man sich das schmissige, an eine weniger kitschige Version von THE MAMAS & THE PAPAS erinnernde „I've Never Been In Love“ zu Gemüte führt. In einem Stück wie „Waiting“ wagt man sich gar an eine „Bio-Version“ von MEW, angereichert mit etwas mehr Spacigkeit.
Wenngleich sich das Album in einem stilistisch begrenzten Rahmen bewegt, versucht das Duo erfolgreich, innerhalb desselben sämtliche Möglichkeiten auszuschöpfen, und so ist „Disaster Songs“ ein in sich geschlossenes und dennoch variables Werk, das zu vereinnahmen weiß. Das liegt letztendlich am effektiven und starken Songwriting, das durch eine vernehmbare Unverkrampftheit zustande gekommen ist.
FAZIT: Zurücklehnen, Licht auf ein Minimum reduzieren, Augen schließen und die einzelnen Klangflocken auf sich herniederrieseln lassen. Warum kompliziert, wenn es manchmal so einfach sein kann, zum Herzen des Hörers hervorzudringen?
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.10.2012
Hallur Ingólfsson, Halldóra Malin Pétursdóttir
Hallur Ingólfsson (alle Instrumente)
Eigenproduktion
41:59
2009