Mit dem Stichwort „Hannibal“ assoziiert man sicherlich – je nach Interessenlage – entweder einen karthagischen Feldherrn oder einen ziemlichen fiesen, Menschenfleisch essenden Film-Psychopathen. Aber eine Band? Wohl eher nicht, und trotzdem verkündet das Infoblättchen zu „Cyberia“, dem zweiten Album der mittlerweile in London beheimateten griechischen Combo HANNIBAL, dass eben jenes zweite Album „lang erwartet“ sei.
Na gut, vielleicht gibt es den einen oder anderen, der die Band im Vorprogramm von Ex-NIGHTWISH-Sängerin TARJA gesehen hat, vielleicht gibt es auch den einen oder anderen, der HANNIBAL-Sänger, ähem, Hannibal beim „Phantom Of The Opera“-Duett mit Tarja Turunen auf Youtube entdeckt hat.
Nun sollte man sich aber von der finnischen Sängerin nicht auf die falsche Fährte locken lassen, was die musikalische Ausrichtung von HANNIBAL betrifft. Auf „Cyberia“ wird eben nicht melodramatischer Opernmetal geboten, sondern ein kruder Mix aus Hardrock, keyboardlastigem Melodic/Heavy Metal und Industrial bzw. Nu Metal. Klingt komisch? Klingt komisch! Nicht, dass HANNIBAL ihre Sache schlecht machen würden, allerdings stellt sich die Frage, wie beispielsweise ein rifforientierter, äußerst modern klingender Song wie „Burn Me Alive“ mit seinen zahlreichen, düsteren Soundspielereien zu einem melodischen, leicht progressiv angehauchten Titel wie „Rise“ mit feinen Gitarrenharmonien passt. Antwort: Gar nicht. So vermisst der Hörer, zumindest der, der nicht alle harten Musikstile gleichermaßen vergöttert, den roten Faden, wenn auf große Melodien plötzlich fiese Schläge in die Magengrube folgen.
FAZIT: Abwechslung – schön und gut, und dass die Band eine stilistische Limitierung umschifft, das sind alles Dinge, die man HANNIBAL grundsätzlich nicht vorwerfen kann. Auch Namensgeber und Sänger Hannibal beweist, dass er mit den verschiedenen Stilen stimmlich gut klarkommt. Trotzdem: Melodic Metal mit warmen Gitarrenharmonien verträgt sich – zumindest in der Welt des Rezensenten – nur äußerst mäßig mit kalter Industrial-Stimmung.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.04.2012
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