Dieses Konzeptalbum über eine Rittersage stammt aus Brasiliens Stadthökke São Paulo und ist das erste Album von HARLLEQUIN, die sich seit 2005 sogar bereits einmal aufgelöst haben. Dementsprechend unbedarft musizieren die Südamerikaner, zumal mit typisch ernst hervorgekehrter Begeisterung für die Materie: Echtmetall in mehreren Legierungen.
Rhythmisch bedienen die Musiker die Thrash-Schule, wohingegen das Pathos von Heulboje Mario gen Italien schielt, und auch der Einsatz des Keyboards gemahnt mitunter an die Neunziger-Progmetal-Versuche vom Stiefel. Klampfer Fabricio teilt zwar zu viele Stakkatos aus, gefällt aber auch mit wirklich stilvollen Solos, wobei sich bereits in der Bridge des recht eingängigen, aber weit ausgreifenden Openers „Three Days In Hell“ abzeichnet, dass HARLLEQUIN dem Frickel-Genre durchaus zugetan sind. Der Sänger kann dankenswerterweise auch den Knurrhahn mimen, mit dem SYMPHONY X am Mikro gewonnen haben. Von deren Songwriting-Klasse oder gar dem harten Traumtheater zu Beginn des neuen Jahrtausends sind die Latinos natürlich noch weit weg, aber dennoch: Das Cover ließ Schlimmes erwarten.
Fans von verspieltem, wenn auch kompositorisch nicht immer zwingendem Metal mit ausdrucksstarkem Sänger (der gern übers Ziel hinausschießt), dürften sich rasch im dramatischen „Going To War“ zurechtfinden und gut Freund mit dem schreitend atmosphärischen „King Of The Dead“ werden. Kitschig ist an „Hellakin Riders“ jedenfalls nichts, bloß dürfen die Lieder beim nächsten Mal etwas markanter geschrieben sein, wobei nicht einmal die Longtracks (das Titelstück ist mithin das stärkste und dabei längste) negativ hervorstechen, sondern das ziellos bombastisch auf zu wenigen Noten herumreitende „The Riddle“ oder das Ballädchen „Ancestors“ zum Schluss – Schema F pur, welches den positiven Gesamteindruck aber nicht torpediert. „Daredevil“ kann übrigens auch eine Menge, ist bissig ohne Ende und ebenfalls zudringlich.
FAZIT: Unverhofft haben HARLLEQUIN mit „Hellakin Riders“ ein vielleicht etwas zu sperriges, aber spielstarkes und gerade wegen der Vocals recht eigenständiges Prog-Metal-Album eingereicht. Mit der Band wird in Zukunft zu rechnen sein, bloß muss sie sich vom Mantel-und-Degen-Image lösen, sonst könnten potenzielle Hörer sie in den falschen Hals bekommen.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.10.2012
Caio Cortonesi
Mario Linhares
Fabricio Moraes
Pedro Val
Jayo John
Metalville
63:08
19.10.2012