Manchmal sollte man sich von extrem beknackten Bandnamen nicht beirren lassen. Tun ja unsere Leser auch nicht, oder beschwert sich ernsthaft jemand über solche Namen wie „Kannibalenleiche“, „Nimmermehr“, „Ohne den Bären“, „Totschläger“, „Napalmtod“, „Knarren und Rosen“, „Totgeboren“ oder „Grabstein“? Na also. Dann kann man seine Band auch HASENSCHEISSE nennen.
Das aus dem Berliner und Potsdamer Umkreis stammende Quintett könnte man vorschnell in die Comedy-Schublade stecken, doch wenn man sich die Texte mal aufmerksam anhört beziehungsweise durchliest, wird man schnell feststellen, dass die Band wohl eher ein kabarettistisch veranlagtes Crossoverkollektiv ist, das sowohl im Pop als auch im Rock, im Singer/Songwriter-Wald, im Latin, im Ska, im Reggae, im Swing, im Chanson, im Folk, im Walzer und sonstwo wildert, ohne in sinnfreie Albernheiten abzugleiten - wobei betont werden muss, dass sich auch die Texte meilenweit weg von Klamauk befinden und wohl mit die cleversten und tiefgründigsten im musikalischen Spaßsektor sind. Da darf es auch mal politisch, sozialkritisch und nachdenklich sein.
Manchmal erinnert das Ganze an eine stilistisch aufgebohrte Unplugged-Version von DIE ÄRZTE („Kein Bock & keine Zeit“), doch das ist nur eine von vielen Seiten HASENSCHEISSEs, denn in „Das unbedingte Ding“ werden mal eben SEEED durch den Kakao gezogen, und beim Titeltrack lässt REINHARD MEY grüßen. Es wird musikalisch demnach viel Variabilität geboten, und hinsichtlich der Texte kann man hier wohl kaum „Einmal gehört, einmal gelacht, und tschüss“ sagen.
FAZIT: Oft haben Bands tolle Namen, liefern jedoch musikalische Exkremente. Hier isset andersrum.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.05.2012
André Giese
Christian Näthe, Matthias Mengert, Sascha Lasch, André Giese, Stephan Fuchs
Christian Näthe
Sascha Lasch
Stephan Fuchs (Akkordeon), Arne Assman (Saxophon, Akkordeon), Thomas Klupsch (Marching Horn), Marcus Götze (Trompete), Thomas Nehrkorn (Posaune)
K.Rotten Records
39:21
20.04.2012