Was vom Namen her nach einer schmutzigen Southern-Sludge-Band klingt, erweist sich spätestens im Refrain (der nölende Gesang) als finnisches Potpourri aus Wave, Rock und skandinavischer Schrulligkeit. HAYLEY'S ROYAL WHORES sind eine zahme Alternative zu den vorhersehbar gewordenen WALTARI.
Auf „Discoteque Tranny“ überwiegen griffige, aber aufwändig arrangierte Rocksongs mit starker Keyboard-Affinität. „Dead Kitties And The Evil Deadline“ und „Klaipeda“ sind laut-leiselnde Schleicher, der sich genauso wenig wie das breitwandige „Don't Play The Game With Drunken Angels“ eindeutig in eine Schublade stecken lassen möchte. Allenthalben die Leutseligkeit und Monotonie früher Wave-Popper von DEPECHE MODE bis DURAN DURAN dienen als Anknüpfpunkte, wohingegen „City Of Light“ gleichzeitig forscher und verspielter nach vorne prescht.
Bei überwiegender Behäbigkeit freut man sich über das Hammond-schwangere und fröhlichere „Born To Be Trouble“, einen definitiven Anspieltipp für Freunde der finnischen Exzentrik. Dass die Gruppe aus den Gothics FOR SELENA hervorging, wird im brav achtelnden Titeltrack sowie dem abschließenden Tanzflächen-Feger „Saloon Of Satan“ offensichtlich. Problem wie Reiz – je nach Präferenz – liegen bei HAYLEY'S ROYAL WHORES in der unaufgeregten Aura, die die Gruppe versprüht. Ihre Kompositionen haben Charme, bloß offenbart sich dieser erst nach mehrmaligem Genuss der Scheibe, was manch schnellen Hörer entweder von vornherein kalt lässt oder am Ende doch ratlos macht. Der Rezensent hält indes den Daumen hoch – verhalten zwar, so wie die Band musiziert, aber dennoch eindeutig.
FAZIT: HAYLEY'S ROYAL WHORES sind ein Tipp für Düsterfreunde, die nicht zum Lachen in den Keller gehen. Finnischer Goten-Rock war selten so wenig oberflächlich und dennoch ein- aber nicht leicht zugänglich. Spezialistenmucke, dies.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.03.2012
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37:43
02.03.2012