Hätten sich dieses gleich zu Beginn seiner Laufbahn allerorts gebauchpinselte Duo verfolgt gefühlt, wäre verständlich, dass es sozusagen die Flucht nach vorne antritt: Auch HEART OF CYGNUS' vierte Veröffentlichung macht keinen Hehl aus der Vorliebe seiner Erzeuger für Pompöses am Rande des Kitsch bloß dass der Lack hier und dort abgeplatzt ist.
Schon das Erzähler-Intro mit instrumentalem Schwanz mutet zu dramatisch an, kaum dass man die Scheibe eingelegt hat. „Jonas“ bleibt dann bis zur Hälfte ebenfalls stimmlos und stilistisch wie gewohnt zwischen verträglichem Seventies-Prog sowie possierlichem Stadionrock angesiedelt. Jeff Lane hat für seinen Vortrag wieder viel Steve Walsh gehört („To The Abyss Of The Dragon“), doch wo bleibt das Mords-Hooks, von dessen Sorte HEART OF CYGNUS vormals ganze Lastwagenladungen eingereicht haben? Ein schlechtes Omen …
Oft verschränken die Komponisten quirlige Blues-Tonfolgen und leicht folkloristische Akustik-Parts („At The Portside Inn“) beziehungsweise Klavier-Versatz („The White Witch“) mit nicht immer passenden Tieflader-Riffs. „Sailing North“ fällt wie die Ballade „Fading“ zu klebrig aus, und „At The Fjords“ mit seinen Keksdosen-Orchester-Parts funktioniert auch nicht. Es gehört vielmehr zu den ohnehin zu zahlreichen Stücken der Scheibe, die sich als erwartbarer Durchschnitt eingeschlichen haben, namentlich auch „The Mage“ oder „Procession Of The Damned“ und das verzärtelt ziellose „Now To The Ships“.
Glanzlichter existieren dennoch: „When Wargs Attack“ klingt wie eine Mischung aus frühen Queen und – auch ob des kauzigen Textes – neuen Wilden wie COLOSSUS, aber wo zum Teufel alle Welt hier die NwoBHM heraushören möchte, erschließt sich dem Chronisten nicht. Metallisch werden das ebenfalls tolle „Into The Storm“, „Moonrunner“ zum Schluss (da ist der tolle Refrain) und „The Isle Of Ice“, deren Einfallsreichtum anderswo auf dem Album in Summe auf mehrere Stücke verteilt wurde.
Der gehäuft auftretende Alibi-“Ah“-Gesang deutet darauf hin, dass die beiden Musiker allmählich auslaugen, wenn es um Aussagekraft und gute Ideen geht. „The Voyage Of Jonas“ wirkt insgesamt wie eine Dienstleistung am Fan.
FAZIT: HEART OF CYGNUS sind entweder Scheuklappenträger und können nicht genug von ihrer eigenen Fantasie bekommen oder haben sich schlicht feige auf die Tagesordnung eingeschossen (Konzept-Bombast und -Ballast). Zwar klingen sie für eine Zweimann-Combo immer noch sehr organisch und beherrschen ihr Handwerk sowieso, doch vielleicht würde eine gemeinsam komponierende Bandbesetzung den Reigen wieder interessanter machen.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.12.2012
Jeff Lane
Jeff Lane
Jeff Lane
Jeff Lane
Jim Nahikian
Astral Knight / Just For Kicks
66:48
14.09.2012