Da meint man, den Disney-Faktor mit dem Intro überstanden zu haben, doch die eigentlichen Songs der Bosnier HEAVEN RAIN sind nicht minder klebrig als die Einleitung. Keyboard und Gitarre nehmen einander nichts auf diesem wuchtig, aber leblos produzierten Stück Riffmusik mit Frauengesang und synthetischen Tönen, die man seit einiger Zeit als Metal bezeichnet.
Bastinac und Dragelj spielen sich selten Solobälle zu, denn das Rampenlicht soll Frontfrau Miona gelten, die eine recht tiefe, kräftige und wenig markante Stimme besitzt. Dummerweise – und damit wären wir beim „soll“ – klimpert der Keyboarder im Mix zu laut, weshalb die einstweilen nicht einmal üblen Gesangsmelodien untergehen (höre „Heaven Rain“). Das mit Streichern statt Pling-Plong angedickte „My Only One“ gibt eine bessere Figur ab, doch die Texte der Band sind ein konstanter Weghörer, da Wort gewordene Gleichgültigkeit, insbesondere während der Ballade „Nowhere“ und dem ebenfalls sachten „When Day Fades to Dark“.
„Second Sun“ (mal ein cooles Tastensolo) birgt rhythmisch Eighties-Pop-Schmalz, und hinterher ist das engagierte, mit deutlichen Neoklassik-Elementen versehene „Face of Misery“ das stärkste Stück der Scheibe. Auch „Raven In Heart“ überzeugt halbwegs durch Schmackes, und genau dort sollten HEAVEN RAIN ansetzen: mehr Gitarre, weite Spannungsbögen und engagierter Gesang. Dass sie es können, steht außer Frage, bloß musizieren sie zu strikt nach Vorgaben diverser Helden aus der Band-mit-Frontkleid-Szene. Das Outro ist ebenso entbehrlich wie das Cover „Vejte Snegovi“ der serbischen (interessanter Gegensatz) Popgruppe Zana.
FAZIT: HEAVEN RAIN riffen okayen Heavy Rock mit zu präsenten Keyboards und zu statischem Songwriting. Wer darüber hinwegsieht und Exotisches vom Balkan goutiert, lauscht mal rein.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.05.2012
Bojan Joksic
Miona Graorac
Igor Dragelj
Goran Bastinac
Nebojsa Lakic
Music Buy Mail
39:50
04.05.2012