Was heißt denn noch 'Guts'? Ah, 'Eingeweide'. Über den Begriff des Albumtitels an sich bzw. den Zusammenhang mit der blauen Mumie Teil 2 muss ich trotzdem noch mal genauer nachdenken. Aber am Besten fragen wir mal Dr. Herman Frank, dann kann er gleichzeitig mal erklären, warum er das erfolgreiche Team vom fulminanten Debüt fast komplett ausgetauscht hat. Nur Bassist Peter Pichl (Ex-RUNNING WILD) ist noch übrig, was auf den ersten Blick besonders um Sänger Jioti Parcharidis schade ist, der auf "Loyal To None" einen erstklassigen Job gemacht hat. Mal schauen, ob Rick Altzi, der gerade erst wieder auf der aktuellen AT VANCE zu hören war und wohl auch noch bei THUNDERSTONE aktiv ist, ihn würdig ersetzen kann.
Die Startnummer "Roaring Thunder" im scharfen Up-Tempo klingt mit seiner dichten Gitarrenfront sofort mächtig nach ACCEPT und gibt zugleich eine deutliche Zielrichtung für das zweite Album des ausgewiesenen Saiten-Fachmanns vor: Keine Experimente. Dementsprechend ist der folgende (Fast-)Titelsong "Right In Your Guts" ebenfalls wuchtiger Teutonen-Metal, wie er im Buche steht, und bis zur abschließenden Double-Bass-Nummer "So They Run" bleibt die Befriedigung des zwanglosen Bangertums eindeutige Aufgabe von "Right In The Guts". Das ist vielleicht nicht sonderlich einfallsreich, zumal man oftmals und noch häufiger als beim Debüt verdammt nah dran ist am 'großen Bruder' aus Solingen (oder halt mittlerweile zu einem nicht geringen Teil aus Nashville/Tennessee), dafür wird die Zielgruppe mit diesem 13-Tracker aber auch rundum bedient.
Während auch VICTORY nicht ganz unerwartet immer wieder deutlich durchschimmern ("Ivory Gates", "Starlight", "Raise Your Hand"), wird dennoch, wenn auch selten, das Tempo etwas gedrosselt ("Falling To Pieces"), bevor es mit Speed-Nummern wie "Waiting" und "Lights Are Out" wieder voll zur Sache geht. Spätestens "Kings Call" könnte dann glatt aus den Songwriting-Sessions von "Blood Of The Nations" oder "Stalingrad" übriggeblieben sein.
Und was ist nun mit dem Gesang? Nun, Rick Altzi ist seinem starken Vorgänger tatsächlich ebenbürtig und passt ebenso gut zum energischen Songmaterial, wie der letzte VICTORY-Sänger. Obwohl ebenfalls insgesamt etwas rauer als bei seinen anderen Bands, ist seine Stimme auch immer wieder mal deutlich im melodischen Hardrock zu Hause (ein Vergleich etwa mit dem Gesang bei ACCEPT ist hier eh fehl am Platze), aber bei der Inbrunst, mit der er hier etwa bei Songs wie dem WHITESNAKE-ähnlichen "Falling To Pieces" oder "Kings Call" zur Sache geht, kann man Herman Frank nur ein absolut goldenes Händchen bei seiner Sängerwahl bescheinigen.
FAZIT: Ganz ran kommt sie nicht an das Debüt, was aber auch am diesmal fehlenden Überraschungseffekt liegt. Wer sich aber immer noch regelmäßig an der Rückkehr von ACCEPT erfreut und geradlinigen Teutonen Metal sowieso stets zu schätzen weiß, der sollte sich "Right In The Guts" schnellstens zulegen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.06.2012
Peter Pichl
Rick Altzi
Herman Frank, Mamalitsidis Cristos
Michael Wolpers
Metal Heaven
53:59
22.06.2012