Prokrastination ist das Verhalten, notwendige aber unangenehme Arbeiten immer wieder zu verschieben, anstatt sie zu erledigen. So lehrt es die Wikipedia. Der Zusammenhang zu "Grenzgang", dem 14. Album von ILLUMINATE ist schnell gezogen. Da mir die Promo-CD von "Grenzgang" zugeschickt wurde, bestand die Notwendigkeit, das Album auch zu besprechen. Ein erster Höreindruck zeigte aber, dass das eine unangenehme Arbeit werden könnte, weshalb fleißig prokrastiniert wurde.
ILLUMINATE mögen aufgrund ihrer Historie durchaus ihre Daseinsberechtigung haben. Sicherlich haben sie auch ihre treuen Fans, die der Band seit den Anfängen, in der sie noch der Neuen Deutschen Todeskunst zugehörte, die Stange halten. Auf "Grenzgang" ist davon jedoch nicht mehr viel zu hören. ILLUMINATE klingen darauf wie ein schwacher Abglanz von LACRIMOSA, spielen belanglosen Gothic Rock mit viel inhaltlichem Klischee, Kitsch und Pathos und wenig echtem Gefühl. Einfachstes Riffing unterlegt die Kompositionen, die auf simpel-eingängigen Melodien basieren und kaum Eigenständigkeit offenbaren. Da wird NIGHTWISHs "Nemo" im Klavierintro von "GemEinsam" zitiert und auch mal ein ACCEPT-Riff eingebaut. Da versucht man im Gothic-Metal-Stück "Ausgezählt" mit EISREGEN-Keifgesang böse zu klingen und ergeht sich auch mal im derzeit angesagten Schlagergothic ("Neuland"). Von "Grenzgang" angesprochen dürfen sich zudem die Hörer von MANTUS, L'ÂME IMMORTELLE oder ASP fühlen, nur Anspruch darf man nicht erwarten.
Neben der schwachen Musik sind jedoch die Texte und die daraus resultierenden, teilweise furchtbar holprigen Gesangslinien das große Manko. "Grenzgang" soll ein Konzeptalbum sein, dass in die drei Teile "Neubeginn", "Krise" und "Katastrophe" separiert ist. Die Teile können jedoch inhaltlich an verschiedenen Positionen stehen. Die Ausgestaltung dieses Konzepts ist allerdings sprachlich eine Katastrophe. Billigste Reime, eine sehr einfache Wortwahl, Plattheiten, oberflächliche Klischees und keinerlei Tiefgang. Es ist das schlichte Bedienen einer Zielgruppe, die Gefühle in einfachste Worte verpackt hören will und qualitativ meilenweit von dem entfernt, was gute Texter wie Oswald Henke, Adrian Hates oder Alexander Spreng zu schreiben in der Lage sind.
FAZIT: Es ist alles gesagt.
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.04.2012
Jörn Langenfeld, Johannes Berthold
Johannes Berthold, Manja Wagner, Sylvia Berthold
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Johannes Knees, Johannes Berthold
Stefan Dittrich
Gallery / Indigo
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28.10.2011