Es wäre vielleicht ein wenig übertrieben, im Falle von IN AEVUM AGEREs Debütalbum „The Shadow Tower“ vom „Chinese Democracy des Doom Metals“ zu sprechen, aber Fakt ist, dass IAA-Mastermind Bruno Masulli seine Fanschar ziemlich lange hat warten lassen auf die erste komplette Scheibe. Eines vorweg: Das Warten hat sich für jeden Genrefan gelohnt.
Zehn Songs (plus Intro) zeigt das italienische Trio exakt, wo die Schnittmenge aus Doom Metal, Epic Metal und Power Metal verläuft. Die Grundstimmung der Songs auf „The Shadow Tower“ ist düster, langsam, intensiv, doch Masulli, der für Gitarre, Bass und Gesang zuständig ist, schafft es immer wieder, bestehende Dogmen des Doom zu durchbrechen und eine gehörige Portion Abwechslung in seine Songs zu bringen.
Das Auftakt-Duo „The Shadow Tower“ und „Leave Me Alone“ sind zwei lupenreine Doom-Perlen, für die CANDLEMASS schon vor 20 Jahren kriminelle Energie aufgebracht hätten. Die melancholische Stimme des Meisters, die zwar hin und wieder an Rob Lowe (SOLITUDE AETURNUS, CANDLEMASS) erinnert, ansonsten aber ziemlich eigenständig klingt, thront über den schwer walzenden Songkonstrukten. „Inquitous Judgement“ kombiniert thrashige Gitarrenriffs mit einer monumentalen, epischen Stimmung – Hit Nummer drei. „The Last Farewell“ ist gesegnet mit Gesangs- und Melodielinien, die niemanden kalt lassen dürfen. Epic Doom in – nein, nicht übertrieben! – Perfektion. Auch „Act Of Faith“ begeistert, setzt mit aggressiven Gitarrenriffs Akzente heftiger Art, was aber über eine erneut über jede Zweifel erhabene Melodieführung in exakte Balance versetzt wird.
Mit dem latent kauzigen „Dominio“ gibt es anschließend den einzigen Ausfall; das italienische Stück wirkt ein wenig verworren und findet den roten Faden nicht so recht, was in diesem Fall insbesondere an den schrägen Vocals liegt. Ein Umstand, den man aber ohne jeden Zweifel verschmerzen kann, denn schon mit der folgenden Akustikballade „Silent“ sorgen IN AEVUM AGERE für massive Wiedergutmachung. Auch mit den heftig riffenden „Il Poema Illusorio“ und „Ire Of Solitude“ sowie dem abschließenden Doom-trifft-Power-Metal-Highlight „Son Of Unknown“ zeigen die Italiener drei weitere Male, dass Doom nicht ausschließlich zäh wie Lava sein muss, um zu begeistern.
FAZIT: Wenn „Dominio“ nicht wäre, hätte ich möglicherweise einen Moment lang über die Höchstnote nachgedacht. Das wäre, bei aller Euphorie dann eventuell doch ein wenig zu hoch gegriffen, doch ans Herz legen muss man „The Shadow Tower“ vorbehaltlos dennoch jedem, der auf Doom und Epic Metal steht.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.12.2012
Bruno Masulli
Bruno Masulli
Marco Ruggiero, Bruno Masulli
Andrea Cannata
Pure Steel Records
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07.12.2012