Da dem Rezensenten dieses vierten Werkes sämtliche drei Vorgänger unbekannt sind, ist ihm gänzlich unbekannt, wie IN THIS MOMENT früher klangen. Etwas Recherche ergibt jedoch, dass das amerikanische Fivepiece anfangs im Metalcore zu Hause war und Sängerin Maria Brink ausschließlich extreme Laute von sich gab, während bereits das zweite Album „The Dream“ melodischer und poppiger wurde. Scheint wohl so, als ob die Band diesen Weg konsequent weiter gegangen ist, denn „Blood“ hat mit Metalcore nicht mehr viel gemein, und auch Frau Brink offenbart zahlreiche andere Facetten ihres Gesangs: Zu Gebrüll, Keifen und Geschrei gesellen sich bei dem Blondschopf so einige unterschiedliche melodieorientierte Gesangstechniken, von zartem Hauchen, entrückten Schwebegesängen über dreckige Powervocals bis hin zu herzzerreißendem Schluchzen demonstriert die Dame so einige überraschende Kehlkopfausstöße.
In dem derben Stilmischmasch lassen sich KORNige und MINDSETeske Neometallismen ausmachen, ebenso experimentellere STRAUBING WESTWARD- und NINE INCH NAILS-Sounds, und hinzu gesellt sich viel popbeeinflusster Alternative Rock, wobei man manchmal ganz schön weit hinausrudert („Scarlet“), aber dann immer wieder zurück dorthin findet, woher man eigentlich kommt („Comanche“). Doch leider sind es gerade die Popmomente, die das ansonsten originelle Konglomerat immer wieder ein kleines Stück weit austauschbar werden lassen, wie beispielsweise „From The Ashes“ zeigt. Dann allerdings kloppen IN THIS MOMENT solche Mini-Epen wie „The Blood Legion“ heraus.
FAZIT: „Blood“ ist mutig und beschreitet neue Wege, doch hin und wieder verlaufen sich die Dame und die Herren etwas in Bequemlichkeit. Zwiespältigkeit sieht allerdings komplett anders aus, denn IN THIS MOMENT schweben weit über dem Durchschnitt und sind in ihrem Sound zweifellos einzigartig.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.08.2012
Travis Johnson
Maria Brink
Chris Howorth, Randy Weitzel
Tom Hane
Century Media
48:21
10.08.2012