JADED HEART haben sich in den vergangenen 20 Jahren zu einer der führenden Bands im Bereich des Melodic Hardrock gemausert. Dabei musste man durchaus einige Rückschläge hinnehmen, wie den Weggang des Ausnahmesängers Michael Bormann. Der Schwede Johan Fahlberg ersetzte ihn aber mehr als gut und brachte sogar frischen Wind und einige kräftige Töne mehr mit in die Band. Mit Peter Oestros, der seit 2006 mit an Bord ist, sind JADED HEART inzwischen sogar zu einer richtigen deutsch-schwedischen Kooperation geworden. Und mit "Common Destiny" veröffentlichen sie ihr immerhin schon zehntes Studioalbum.
Wie es sich schon auf den letzten beiden Alben angedeutet hat, sind JADED HEART auf "Common Destiny" noch mal einen Ticken kraftvoller geworden. So kann man gleich bei den ersten beiden Tracks "With You" und "Saints Denied" den Zusatz Melodic vor der Genre-Zuordnung weglassen. Das sind straighte Songs mit ordentlich Groove, knackigen Riffs und einprägsamen Hooks. Man könnte auch sagen: gutklassiger Hard Rock pur. Mit "Into Tears" meldet sich erstmals ein Stück zu Wort, dass man mehr in die AOR/Stadionrock-Schublade stecken kann. Ungeachtet dieser melodischen Ausrichtung, ist auch hier das Songwriting-Niveau hoch, und das Gitarrenspiel und eine präsente Bassline halten durch ihre Dynamik die Ballance, so dass niemals ein schmalziger Eindruck entsteht.
JADED HEART zeigen sich auf "Common Destiny" abwechslungsreich und sie halten die Stücke qualitativ auf einem konstanten Level. Dabei macht es keinen Unterschied, ob sie nun richtig druckvolle Hardrock-Songs, eingängige Stadionnummern, melodische AOR-Songs oder intensive Powerballaden auspacken. Sie beweisen, dass sie alle Facetten des bandeigenen Sounds beherrschen. Meine weiteren Favoriten neben den beiden genannten kraftvollen Tracks zu Beginn sind das emotionalere "Buried Alive", das vielschichtige "I Believe", das energievolle und trotzdem melodische "Run And Hide", das hymnische "No More Lies" und den nochmal ungewöhnlich knackig ausgefallenen Rausschmeißer "Fire And Flames". Aber letztendlich gefallen mir alle Stücke und somit auch das gesamte Album. JADED HEART machen auf mich den Eindruck, als hätten sie noch mal eine musikalische Verjüngungskur durchgemacht, so frisch und frei spielen sie auf "Common Destiny" die Tracks runter.
Hinzu kommt eine astreine handwerkliche Vorstellung. Ein besonderes Lob verdienen sich von mir dabei die beiden Schweden. Der ausdrucksstarke, variable Johan Fahlberg trifft mit seiner charismatischen Stimme stets das richtige Feeling für die Songs und kann auch die Höhepunkte bestens ausreizen. Und Peter Oestros scheint mir der Mann zu sein, der mit seinem vielseitigen Gitarrenspiel die Frische in den Sound der Duisburger zurückgebracht hat. Aber es stimmt auch sonst alles: die an Heaviness angestiegene Rhythmusarbeit, das begleitende und umrahmende Keyboardspiel, sowie die mitreißenden Chorpassagen.
FAZIT: Obwohl ich nicht komplett alle anderen Werke kenne, würde ich mal behaupten, JADED HEART sind anno 2012 härter und besser als zuvor. Und sie wirken vor allen Dingen frischer und scheinen voller Ideen zu sein. Das Melodic lasse ich in der Genrebezeichnung mal außen vor, denn "Common Destiny" fällt weit mehr unter traditionellen Hard Rock, und in Sachen Gitarrenspiel wird sogar desöfteren der Metal tangiert. Wer gutklassigen, vielseitigen Hard Rock sucht, wird heuer bei JADED HEART fündig.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.06.2012
Michael Müller
Johan Fahlberg
Peter Östros
Henning Wanner
Axel Kruse
Fastball Music
50:46
25.05.2012