"Coming Home To You" klingt so typisch amerikanisch, dass es überrascht, dass bei den Aufnahmeorten neben Boston und Nashville auch Köln auftaucht. Wenn man sich im Internet ein wenig über den preisgekrönten und studierten Songschreiber und Gitarristen (Berklee College of Music) aus Boston schlaumacht, erfährt man aber, dass JAY OTTAWAY nicht nur sehr oft in Deutschland getourt ist, sondern hier wohl auch eine zweite Heimat gefunden hat. So produziert er seit 2005 das Blues-Rock-Jamfest in Köln, und unter der langen Liste an Musikern, mit denen er aktiv ist, tauchen auch immer wieder einige deutsche Namen auf.
Während JAY OTTAWAY ansonsten wohl stark im Blues, aber auch im Jazz beheimatet ist, zeigt er auf seinem fünften Langspieler vordergründig seine dezentere Seite. Neben eher nachdenklichen Songs wie dem mit am rockigsten "Kiss You Goodbye" oder dem etwas an "Knocking On Heavens Door" erinnernden "Love Died Young" (mit 'Die Besten sterben jung'-Thema) sind viele der 16 Songs aus der Liedermacher- und Folk-Abteilung äußerst relaxt und mehr zum Entspannen und Seelebaumelnlassen geeignet. Okay, Nummern wie "One For The Teacher" und "My Little Boy" taugen dann wieder bestens zum Trübsal blasen und belegen einmal mehr, dass Musik immer noch die beste Form ist, um Gefühle auszudrücken. Dafür wird es aber spätestens mit "Let It Shine" auch wieder sonnig.
Wenn die von Akustikgitarre bestimmten Songs neben der Hammond-Untermalung wiederholt auch von der Mundharmonika unterstützt werden ("Without You", "Let It Shine", "Wonder Why"), ist das klare BOB DYLAN-Schule. Weitere Quellen, aus denen JAY OTTAWAY seine Inspirationen für dieses Album bezogen hat, dürften NEIL YOUNG und wenn ein Hauch von Country dazukommt, wie bei "Falling Hard Again" und "All This Rain", auch CCR sein.
FAZIT: Songwriter-Folk für die verschiedenen Gefühlslagen des Lebens. Auf Dauer vielleicht etwas unspannend, da sich einige Songs doch ziemlich ähneln, aber wer handgemachte und vom Herzen kommende Musik, bei der die Technik auch mal in den Hintergrund rückt, zu schätzen weiß, ist bei "Coming Home To You" in seinem Element.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.06.2012
David Francis
Jay Ottaway, Melissa Hooker, Frank Tezner, Florian Bechte
Jay Ottaway, Pat Buchanan, Jim Hoke (Pedal Steel)
Glen Caruba
Steve Conn (Piano, Hammond), Andrea Zonn (Violine), Glen Caruba (Percussion), Jim Hoke (Harmonika), Jay Ottaway (Harmonika)
Cactus Rock Records
59:39
04.05.2012