Nachlassverwaltung ohne den Ruch eines Cash In: Bruder Mickey Leigh stellt liegengebliebene Songs des 2001 an Lymphdrüsenkrebs verstorbenen RAMONES-Frontmanns zusammen, die ein geschlossenes Album ergeben und mit Liebe ersonnen klingen.
Schiefgehen kann angesichts der zahlreichen Gäste auf der Scheibe ohnehin nichts: Joan Jett, Steven Van Zandt, Mitglieder der PLASMATICS, SMITHEREENS beziehungsweise von CHEAP TRICK und so weiter. Überstrahlt und zusammengehalten werden sie alle natürlich von Joeys näselnder Stimme „Rock 'N' Roll Is Forever“, „21st Century Girl“ oder „I Couldn't Sleep“ mit Klatschen erinnern logischerweise stark an die US-Punk-und-mehr-Urheber. „Make Me Tremble“ verlagert das Klangkonzept der Gruppe auf einen akustischen Hintergrund und tönt zwar unfertig, aber dafür überaus herzlich. Mit „Life's A Gas“ am Ende stimmt es dann auch unter ähnlichen Koordinaten mit dem Sound.
Die stoischen Tracks, allen voran „Seven Days Of Gloom“ und das mit schmissigen Chören angereicherte „Eyes of Green“, zeigen die andere Seite von JOEY RAMONE, mehr noch das poppige Sixties-Gebläse „Party Line“ sowie das melancholische „Going Nowhere Fast“ beziehungsweise „Waiting For That Railroad“ mit Schifferklavier und Banjo. Von Klangvielfalt kann also ausdrücklich geredet werden. „There's Got To Be More To Life“ klingt mit Keyboard sogar wie eine kaputte B-Seite vom Boss, und „Cabin Fever“ nach epischem Stadionrock.
FAZIT: RAMONES-Fans sowie generell Freunde des alten New-York-Sounds machen angesichts dieser Scheibe ein Fass auf – und denken daran, dass die Altenriege langsam ausdünnt. STOOGES, MC5 oder eben RAMONES... besser wird’s nimmer.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.05.2012
Joey Ramone
Mutated Music / BMG
52:09
25.05.2012