"The power of the riff compels me" ist ein Ausspruch von DOWN- und ex-PANTERA-Frontmann Phil Anselmo, den sich LAMB OF GOD sehr zu Herzen genommen haben. In ihrer amerikanischen Heimat sind die fünf Jungs schon beinahe Superstars, in Deutschland steht der große Durchbruch noch aus. Und das, obwohl LAMB OF GOD alles haben, was der Zeitgeist im Hinblick auf modernen Metal verlangt. Dicke Rauschbärte, fette Grooves und Riffs, Riffs, Riffs. Nachzuhören auf "Resolution", dem tatsächlich schon siebten Album der Richmond-Metaller.
Woran es liegt, dass man in Deutschland noch nicht so recht angekommen ist, bleibt spekulativ. Während sich der Vorgänger "Wrath" auf Platz 2 in den amerikanischen Albumcharts platzierte und "Resolution" auf der #3 debütierte, langte es bei uns bislang nur zu den Rängen 61 bzw. 37. Zwar hat man sich verbessert, kommt aber nicht an eine Band wie MASTODON ran, die mit "The Hunter" auf Platz 20 einstieg. Wobei die musikalisch nur auf ähnlichen Wegen unterwegs sind. LAMB OF GOD sind deutlich weniger progressiv, dafür straighter und aggressiver zugange. Und verzichten dabei gerne mal auf Leadharmonien, stattdessen entlocken sie ihren Gitarren dezent melodische Riffs, die gleichermaßen eine dezente Stoner- und Southern-Schlagseite haben und öfter mal an das Schaffen von PANTERA erinnern. Das muss man LAMB OF GOD lassen, ihre Gitarristen verstehen ihr Handwerk ausgesprochen gut. Wenn man sich dann doch mal dazu herab lässt, etwas melodischer und damit auch atmosphärischer zu Werke zu gehen, erinnert man dabei ein wenig an THE HAUNTED - eine Band, die ebenfalls mit zwei überaus talentierten Gitarristen gesegnet ist.
Ebenfalls erwähnenswert ist das auffällig gute Drumming sowie die Tatsache, dass Frontmann Randy Blythe variabel brüllt - und selten wirklich singt. So wie in "Insurrection", einem der stärksten Songs auf dem Album, denn hier zeigen LAMB OF GOD, dass sie durchaus in der Lage sind, Songs zu schreiben, die hart und atmosphärisch sind. Das tun sie halt nur nicht zu oft. So dauert es bis zum sechsten Stück, sinnigerweise "The Number Six" betitelt, bis man zum ersten Mal Melodien vernimmt. Vorher gibt es "nur" ein heftiges Riffgewitter, das zwar durchaus beeindruckend ist (hier ragt das eingängige "Desolation" heraus), dabei aber bedingt, dass man als Hörer eben mehr Wert auf das Riff als die Melodie legt. Ist es umgekehrt, so kann man durchaus seine Schwierigkeiten damit haben, "Resolution" wirklich klasse zu finden. Gut zwei Drittel des Albums besteht eben aus rifflastigem, groovigen Metal, der überaus kompetent gespielt ist, aber auf Dauer auch leicht eintönig ist. Ein einziges Experiment haben sich LAMB OF GOD für den Schluss aufgehoben, den in "King Me" singt im Hintergrund eine Frau mit Opernstimme und Streicher geben dem Song das gewisse Extra. Solche Ausbrüche kann man sich in Zukunft gerne öfter trauen.
FAZIT: Handwerklich ohne Makel, am Puls der Zeit agierend und in die Fußstapfen von PANTERA tretend präsentieren sich LAMB OF GOD auf "Resolution". Der latente Mangel an Melodien - oder ist es doch Unwille - muss kein Makel sein, kann es aber. Je nach Vorliebe eben.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.03.2012
John Campbell
Randy Blythe
Mark Morton, Will Adler
Chris Adler
Roadrunner / Warner
56:45
20.01.2012