Dass es durchaus mal sinnvoll sein kann, sich über längere Zeit aus der musikalischen Öffentlichkeit zurückzuziehen, beweist "El Dorado Hotel", das neunte reguläre Studio-Album des Symphonic-Rock-Aushängeschildes LANA LANE. Nachdem die stimmgewaltige Diva Anfang des Jahrtausends fast im Jahresrhythmus immer schwächere Alben auf den Markt schmiss, zog sie nach dem belanglosen 2006er Album "Red Planet Boulevard" die Reißleine und begab sich offensichtlich in ernsthafte Klausur.
Zurück kommt LANA LANE mit dem stärksten Album seit - ja, seit wann denn? Mindestens seit "Secrets Of Astrology", das schon zwölf Jahre auf dem Buckel hat. "El Dorado Hotel" startet zwar im Opener "A Dream Full Of Fire" mit der unheiligen Reim-Dreifaltigkeit "Fire - Desire - Higher", doch das ist der einzige Ausrutscher, der in dem gut einstündigen fulminanten Stilmix zu verzeichnen ist. Mit beeindruckender Leichtigkeit springen die Sängerin und ihre aus Ehemann Erik Norlander sowie zahlreichen ASIA- oder RACER-X-Mitgliedern bestehende Mannschaft zwischen Rock und Metal, zwischen Härte und Gefühl, zwischen Bombast und aufs Wesentliche Reduzierte.
Der erwähnte Opener ist abgsehen von dem Fremdschäm-Reim ein furioser Rocker, der von warm klingenden sphärischen Sounds oder einer an Zigeunerklänge erinnernden Einlage aufgelockert wird. "Maybe We'll Meet Again" ist eine zum Dahinschmelzen schöne AOR-Nummer, "Hotels" hat zwar einen etwas schrägen Text ("I live in hotels" - hmm...), ist aber eine hinreißend schöne Ballade mit einer intensiven Gesangsleistung von Lana Lane, feinen Akustikgitarren und einem latenten Mariachi-Touch. In "Believe", einem soliden Rocker mit sensationellen Gesangslinien, darf Erik Norlander von AYREON und STAR ONE ausgeliehene Keyboard-Tupfer einfließen lassen.
Und so geht es weiter: Rabiate Gitarrenklänge, ja, sogar das böse Wort "modern" darf fallen, wie in "Life Of The Party", stehen genau so selbstverständlich auf dem Album wie besinnliche, ruhige, melancholische und progressive Momente. "In Exile", das sich auf über elfeinhalb Minuten erstreckt, ist der perfekte Abschluss eines bärenstarken Albums: Große Keyboardsounds, Chöre, Stimmungswechsel, Atmosphäre und Gänsehaut pur - Symphonic Rock at its best!
FAZIT: LANA LANE hat die Pause bestens genutzt - so gut klang die US-Rock-Diva schon ewig nicht mehr.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.02.2012
Mark McCrite, Mark Matthews
Lana Lane
Mark McCrite, Bruce Bouillet, Neil Citron, Freddy DeMarco, Guthrie Govan
Erik Norlander
Jay Schellen
John Payne (Mandoline)
Think Tank Media/Music Buy Mail
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10.02.2012