Die grünen Schwaden des Albumtitels finden sich im Albumcover wieder, man könnte darin aber auch grünen Schleim sehen, was ebenso passend wäre. Denn die Musik von LORD OF THE GRAVE aus der Schweiz ist mitunter so zäh wie der virulente Schleim, der einem bei einer ordentlichen Sinusitis in den Nebenhöhlen festsitzt. In den fünf langen Songs ihres zweiten Albums riffen sich die drei Grabesfürsten bekifft durch eine furztrocken produzierte Mischung aus klassischem Doom, staubigem Sludge und einer interessanten Blues-Note. Die gibt einem das Gefühl, in einer verraucht-verranzten Kellerspelunke zu sitzen, in der man morgens um 3.30 Uhr mit dreizehn Bier im Schlund sitzt und das irgendwie total super findet, was man da so hört.
Im komplett nüchternen und klaren Geisteszustand ist es indes etwas schwieriger, wirklich Gefallen an "Green Vapour" zu finden. Dann stellt man fest, dass sich hier doch einiges permanent wiederholt und es dem Material von LORD OF THE GRAVE nicht so richtig gelingt, sich so festzusetzen, wie eine fiese Erkältung. Es fuzzt und dröhnt und knarzt an allen Ecken und Enden, der Sound ist wie gesagt betont trocken und in den Gitarren stilgerecht verwaschen, der träge, etwas ausdruckslose Gesang fügt sich nahtlos ein. Das ist zweifelsohne gut gemacht und dürfte bei Freunden von ähnlich agierenden Bands wie ELECTRIC WIZARD prima ankommen, aber ohne besondere Vorliebe für die Spielart tut man sich doch eher schwer, Begeisterung zu entwickeln.
FAZIT: Die coolen Blueselemente und die Tatsache, dass "Green Vapour" so klingt, wie diese Musik nun mal klingen muss, rechtfertigen knappe neun Punkte zweifellos, andere Leute werden mit LORD OF THE GRAVE aber sicher mehr Spaß haben, als ich.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.12.2012
Michael G. Low
Rob Grave
Rob Grave
Sam Wart
The Church Within / Alive
43:54
10.11.2012