Diese Franzosen dürften all jenen gefallen, die der Mittneunziger-Experimentierphase von NAPALM DEATH nachtrauern (wenngleich die Briten heuer wieder grenzenloser den je grinden).
„Third Level To Internal Failure“ bringt Trümmerfrauen-Musik für die Zeit nach einem neuerlichen Weltkrieg – falls irgendjemand diesen überlebt – zu Gehör. Die allesamt unter drei Minuten rangierenden Stücke ballern nicht ausschließlich in Hochgeschwindigkeit ins Ohr (Beispiel „Devotees“) und müssen auch nicht andauernd epileptisch zucken wie DILLINGER ESCAPE PLAN. So entstehen voneinander unterscheidbare Tracks, speziell wegen der Riffs und Rhythmuswechsel, denn Kotzbrocken El Nabo knurrt doch arg unflexibel.
Wie viele extreme Klangfarben LOST SPHERE PROJECT auftragen und welch mannigfaltige Assoziationen sie innerhalb kurzer Spielzeit wecken, ist nachgerade erstaunlich: BOLT THROWER hier („Infinite Necropolis“), US-Death dort („Dreams Are Gone“, „Apathy“) und ein Tick Hardcore beziehungsweise Thrash („Ice Mike“, „Vultures Of Conscience“) generell. Grütze ist da nur der Techno-Song am Ende, aber Widerborstigkeit kennt man mittlerweile als Merkmal der Musik unserer werten Nachbarn.
FAZIT: „Third Level To Internal Failure“ ist ein nicht gänzlich sperriges Werk für Kenner experimenteller Musik im weiteren Grindcore-Bereich. LOST SPHERE PROJECT müssen keine Kampfhörspiele veranstalten oder mathematisches Geschiebe nach dem Klang schlackernder Gitarrensaiten benennen, um intelligente und aktuell bedeutsame Sounds zu erschaffen. Katharsis und Aufbegehren, Abschädeln und Abreagieren – alles drin, alles dran.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.03.2012
Bruno
El Nabo
Diogo
Bastien
Division Records
24:16
10.06.2011