Vor ein paar Monaten wurden die ursprünglich in den frühen 80er-Jahren erschienenen Alben der Frankfurter AOR-Formation TOKYO vom Label Yesterrock neu aufgelegt und kürzlich folgte "Second Honeymoon" von CRAAFT. Diese zumindest in Kennerkreisen äußerst geschätzten Melodic- Rock bzw. Hardrock-Werke hatten eines gemeinsam: Sänger und Gitarrist Klaus Luley. Nach dem Ende von CRAAFT, die es insgesamt auf drei gar nicht mal so erfolglose Veröffentlichungen gebracht haben, mit denen man sich immerhin Support-Tourneen bei QUEEN und BON JOVI sichern konnte, sang dieser 1991 unter dem Pseudonym Cornelius noch das Album "Mad" der Schweizer Band DOUGLAS ein, bevor er von der musikalischen Bildfläche verschwand.
Jetzt ist Klaus Luley nach 20 Jahren Pause unter eigenem Namen wieder da. Für sein erstes Soloalbum hat er mit Chris Elbers (Drums) und Mattthias Rethmann (Bass) auf zwei Studiomusiker zurückgegriffen und die Produktion in die Hände von Michael Voss gelegt. Dieser hat die Regler auf moderne Hochpolitur gestellt, was aber voll in der Tradition des Namensgebers liegt, der klangtechnisch mit seinen Bands stets auf der Höhe der Zeit war.
Dass dieser sich auch seine ausdrucksstarke Stimme bewahrt hat, wird schon mit dem guten Opener klar. Es zeigt sich aber auch schnell, dass sein durchaus typischer Melodic Rock etwas weniger aufgeplüscht als früher und dafür heutzutage etwas gesetzter ausfällt. Trotz einer stetig vorhandenen Nachdenklichkeit, ist das Songmaterial natürlich trotzdem äußerst handzahm. Die meisten Tracks auf "Today’s Tomorrow" sind locker-flockig, geizen dabei nicht gerade mit textlichen Plattitüden und bisweilen wird es dann auch arg seicht. Wäre die Gitarre nicht des Öfteren mit einem Solo am Start, aalglatte Softies wie "Mountain Of Love" mit seinem schnulzigen Refrain, "Take Me Today" oder "Higher" würden auch die Tanzveranstaltung auf dem Kreuzfahrtschiff nicht in Unruhe versetzen.
Gegen die Widerhaken von "Tokyo", der Neuauflage des alten Hits seiner ersten Band, kann man sich zwar nur schwerlich wehren, aber auch hier ist LULEY nicht weit weg vom Pop. Die Ballade "Livin In The Night" ist etwas tiefgründiger, aber auch nichts wirklich Besonderes.
Das knackige "Slippin Away" erinnert allerdings richtig an die gute CRAAFT-Vergangenheit und an frühere Smasher wie "I Wanna Look in Your Eyes" oder "Run Away". Das getragen wuchtige "Here In My Arms", das auch als Solo-Nummer von Joey Tempest (EUROPE) durchgehen könnte, hätte man wiederum weniger von LULEY erwartet, und auch der groovende Hardrocker "Still Got A Long Way To Go" sticht heraus, bringt er doch noch die meiste Spontanität auf diesem Album mit, dem bei seiner unüberhörbaren Reife doch die richtigen Glanzpunkte fehlen.
FAZIT: Ein eher unauffälliges Album, mit dem man als Freund entspannten Melodic Rocks dennoch nicht viel falsch macht; als Stammkäufer des Labels sowieso nicht. Frühere Fans von CRAAFT und TOKYO sind eh viel zu neugierig, um hier nicht zuzuschlagen. Eine Enttäuschung erwartet diese nicht, aber auch keine vollwertige Wiederbelebung der alten Zeiten.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.04.2012
Mattthias Rethmann
Klaus Luley
Klaus Luley
Klaus Luley
Chris Elbers
AOR Heaven
48:25
27.04.2012