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Lynyrd Skynyrd: Last Of A Dying Breed

Stil: Southern Rock / Hard Rock

Cover: Lynyrd Skynyrd: Last Of A Dying Breed

Da sucht man auf dem neuen Album der nicht tot zu Kriegenden nach Angriffspunkten, um sie abermals als dummdreiste Nationalisten abzustempeln, steht am Ende aber mit leeren Händen da und zuckt mit den Schultern – auch angesichts der Musik.

Sicher, LYNYRD SKYNYRD müssen sich angesichts des regen Nachwuchses im Southern-Rock-Bereich eigentlich nicht als letzte Vertreter ihrer Spezies betrachtet, doch sich als gebeutelte Fighter zu gerieren gehört in ihrem Metier zum guten Ton, zumal die Ikonen hinsichtlich ihrer rockgeschichtlichen Rolle mit Fug und Recht den dicken Watz machen können. Dies ändert allerdings nichts daran, dass sie musikalisch schon seit längerer Zeit Tiefkühlbrötchen aufbacken.

„Last Of A Dyin' Breed“ leidet nicht nur unter chronischem „g“-Mangel, sondern lässt abgesehen von wenigen Ausnahmen auch den Druck missen, den sie einstweilen mit Platten wie „Edge Of Forever“ gemacht haben. Andererseits stellen sie ohnehin nicht erst seit gestern ein zur Band gewordenes Ersatzteillager dar, da die Mitglieder sterben wie die Fliegen. Liegt es daran, dass man häufiger auf außenstehende Komponisten zurückgreift, etwa für das stampfende „Good Teacher“?

Egal, denn dieses Stück gehört neben „One Day At A Time“ (schwelgerischer Classic Rock mit den bewährten Background-Vocals) und dem Titelstück (Uptempo mit Slide) zu den spritzigeren Songs der Scheibe. Die mit Streichern versehene Ballade „Ready To Fly“ hingegen könnte auch auf Johnny Van Zandts „No More Dirty Deals“ stehen, und die Scheibe ist immerhin 32 Jahre alt. Mit „Life's Twisted“ oder „Start Livin' Life Again“ wagen sich die NYRDs zu häufig in sanfte Gefilde, was Produzent Bob Marlette gleichwohl erwartbar edel inszeniert hat.

„Honey Hole“ kommt mit Gesangseinsätzen von Gitarrist Medlocke daher (dessen Name im Booklet chronisch falsch geschrieben steht), überrascht abgesehen davon aber genauso wenig wie das beliebige „Nothing Comes Easy“ – und um auf den Beginn der Rezension zurückzugreifen: Selbst das schunkelnde „Something To Live For“ bleibt eher allgemeinverbindlich als zum Kotzen patriotisch, selbst wenn SKYNYRD im Leben nicht mehr zu Philosophen werden. Höre die Sex-Songs „Homegrown“ und „Mississippi Blood“. Dies macht die Gruppe weder widerlicher noch sympathischer, und ihre Musik bleibt eine akustische Predigt für Bekehrte, die mittlerweile auch nicht umhinkommen, ihren Helden den Schmiss abzusprechen. Was tun, wenn man sonst nichts gelernt hat? Weiterrocken.

FAZIT: „Last Of A Dying Breed“ besteht zu einem Drittel aus stimmigen Hardrock-Songs mit Südstaaten-Flair, den Rest hören sich Altfans schön. LYNYRD SKYNYRD können auf glaubhaft machen, wie sie wollen, verlieren aber zunehmend ihr Gesicht.

Punkte: 7/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.09.2012

Tracklist

  1. Last Of A Dyin' Breed
  2. One Day At A Time
  3. Homegrown
  4. Ready To Fly
  5. Mississippi Blood
  6. Good Teacher
  7. Something To Live For
  8. Life's Twisted
  9. Nothing Comes Easy
  10. Honey Hole
  11. Start Livin' Life Again

Besetzung

  • Bass

    Robert Kearns, Mike Brignardello

  • Gesang

    Johnny Van Zant, Dale Krantz Rossington, Carol Chase

  • Gitarre

    Mark Matejka, Rickey Medlocke, Gary Rossington

  • Keys

    Peter Keys

  • Schlagzeug

    Greg Morrow, Michael Cartellone

Sonstiges

  • Label

    Roadrunner / SPV

  • Spieldauer

    45:04

  • Erscheinungsdatum

    31.08.2012

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