Dieser junge Einzelkämpfer aus der Kölner Gegend hat sich auf seinem Erstling voll und ganz der holden Weiblichkeit verschrieben. Das Tolle dabei? Im Ergebnis klingt „Love, Again“ zu keiner Zeit kitschig, dafür aber abwechslungsreich und vor allem sympathisch ehrlich. Die Songs? Jeder ist anders, spannend und liebevoll inszeniert.
Michael Borgard ist kein Narzisst, der sich von den Frauen missverstanden sieht, sondern kehrt den Schmerz und die Freude hervor, die sie ihm bescheren beziehungsweise beschert haben „Celebrate“ und „Nuria“ tun dies mit Vibrafon, ersteres schmissig inklusive Schifferklavier und Quart-Bass sowie leicht zynischem Text („what a way to ruin your day). „Phantom“ ist das einzige Stück, das verhalten an tänzerischen Indie gemahnt und kurz vorm Niemandsland innehält.
Ansonsten herrscht in sich geschlossene Vielfalt, ob leicht mediterran (immer wieder) oder städtisch verraucht wie vor allem in „Easy To Pretend“ (Stichwort Saxofon), ob tränenverschleiert mit brüchiger Stimme und Cello („Keep My Promise“ – „you dream of palm trees, I dream of you“) oder entwaffnend offenherzig wie in „A Ladies' Man“. Ein besonderes Highlight unter vielen stellt „Breathe Two Winds“ dar, gospelig mit Text zum stummen und betretenen Zuhören.
Insgesamt bleibt die Instrumentierung sachte, mit Ausnahme des textlich ebenfalls etwas „härteren“ „Killing An Angel“, wohingegen „Hello Machine“ dessen ungeachtet bittersüß klingt und wie selten den Synthesizer ins Schlaglicht rückt. „One Last Time“ erinnert mit weiblicher Unterstützung leicht an BEACH HOUSE oder THE WEEPIES; ansonsten verhaften Freunde von Matt Kearney oder Amos Lee beziehungsweise allem, was hörbar Musik machen muss (!), um Seelenheil zu finden, dieses fabelhafte Album einer nationalen wie internationalen Hoffnung.
FAZIT: Siehe letzter Satz und spiele diese Songs. Alle hintereinander und gerne wiederholt.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.07.2012
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29.06.2012