Wahnsinn, wie überzeugt MACHINE HEAD von ihrem letzten Studioalbum „Unto The Locust“ sind: Nicht weniger als sechs der sieben Songs der Scheibe werden auch auf „Machine F**king Head Live“ verwurstet. Und mit was? Mit Recht natürlich.
Wie schon auf Konserve scheinen die Songs trotz der unüberhörbar vorhandenen musikalischen Finesse und Komplexität auf der Bühne denkbar einfach zu funktionieren. Die Fans übertönen die Band bei mancher Passage auf „Machine F**king Head Live“, brüllen die Refrains mit leidenschaftlicher Intensität nach. Damit stehen sie dem Thrash-Quartett allerdings in nichts nach, denn MACHINE HEAD präsentieren ihre Songs mit der Präzision eines Hightech-Bohrers – und zwar egal, ob es sich um Standards wie „Davidian“ oder „Ten Ton Hammer“ handelt oder eben um neues Material wie „Be Still And Known“ oder „Who We Are“ (Gänsehaut!). Lauter sind die Fans auch nicht, wenn BLIND GUARDIAN „Lord Of The Rings“ intonieren.
Neun Jahre nach dem letzten Livedokument („Hell Alive“) macht ein neuer Konzertmitschnitt jedenfalls Sinn, zumal sich die Band auf ihren letzten beiden Studioalben von einer gänzlich anderen Seite zeigte als in der frühen Bandphase. Der komplexe, melodische, technisch versierte aber nichtsdestotrotz intensive Thrash Metal hat den groovenden New Thrash der Anfangstage abgelöst, und das bedeutet nicht nur eine gesteigerte Anerkennung in der Metal-Community, sondern mündet schlicht und ergreifend in besseren Songs. Nachzuhören nicht nur auf „Unto The Locust“, sondern auch auf diesem Live-Album, das leider nicht als DVD veröffentlich wird.
FAZIT: Wieso sind Live-Alben eigentlich so völlig aus der Mode gekommen? Wenn man „Machine F**king Head Live“ hört, fühlt man sich förmlich mitten in der bangenden, grölenden und schwitzenden Menge. Auch ein Verdienst des authentischen Sounds, der offensichtlich ohne größere Reparaturarbeiten auf CD gebannt wurde. Der eine oder andere Stimmwackler Rob Flynns ist jedenfalls erfreulicherweise noch vorhanden, und trotz aller spielerischen Brillanz, die die Band mittlerweile an den Tag legt, lassen sich Spielfehler angesichts der teilweise mächtig filigranen Gitarrenparts nicht vermeiden. Leider hätte man sich beim Booklet auch etwas mehr filigranes gewünscht als das schlichte, achtseitige Standardwerk.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.11.2012
Adam Duce
Robert Flynn
Robert Flynn, Phil Demmel
Dave McClain
Roadrunner/Warner
100:34
09.11.2012