“Live: On Our Way To Who Knows Where” ist bereits das vierte Live-Album MAGENTAs (plus 2 DVDs). Rob Reed und seine Mitmusiker sind sehr rührig, was die Dokumentation des jeweiligen Schaffens der Band angeht. Rund ein Viertel der 110-Minuten langen Doppel-CD stammt vom aktuellen Studiowerk „Chameleon“, der Rest ist ein solider Querschnitt durch das bisherige Schaffen.
Highlights sind die längsten Tracks, das „Revolution-Medley“, besonders zum Ende mit starker GENESIS-Affinität und das gestraffte „Metamorphosis“, worauf Christina Booth in ihrer Ansage humorig hinweist, das es aber immer noch auf 18 Minuten bringt.
MAGENTA spielen ihr Programm mit Verve, was die Stücke von „Chameleon“ zwar ihres RENAISSANCE-Feelings weitgehend beraubt, sie aber um eine rockigere, kraftvolle Note bereichert. Natürlich bleiben das Waliser Trio und das ergänzende rhythmische Duo Dan Nelson und Steve Roberts stets auf der symphonischen, melodischen Seite des Progressive Rocks, metallische oder gar schräge Eskapaden kommen nicht vor.
Abwechslungsreich, ohne aufbauschende Füllsel und Schwelgen in überbordendem Pomp, ist das – für MAGENTA-Verhältnisse - launige Set allemal. Ab und an lässt Reed seine Keyboards ordentlich quietschen, aber das stört nicht weiter. Christina Booth, unbeholfen charmant in ihren spaßhaften Ansagen, singt so rechtschaffen wie handfest, sodass ätherisches Geschwurbel und allzu kitschiges Gesäusel kaum eine Chance hat. Chris Fry darf an der Gitarre ein paar Akzente setzen, glänzt aber ansonsten durch Unauffälligkeit – was ein Kompliment ist.
Soundmäßig geht der Auftritt ebenfalls in Ordnung, ein wenig blass und flach vielleicht, aber gemessen an manchem Live-Alben, die in ferner und etwas näherer Vergangenheit auf den Plattentellern rotierten, immer noch eine relative Offenbarung.
FAZIT: “Live: On Our Way To Who Knows Where“ ist ein gediegener Überblick über das Schaffen der aktuellen MAGENTA-Besetzung. Als unkomplizierter Einstieg durchaus geeignet, gibt es doch, ausgehend vom derzeitigen Status Quo, einige Ausflüge in die Bandgeschichte (wer es allerdings intensiver und/oder einmalig mag, ist mit einem der Studioalben, vorzugsweise „Metamorphosis“ oder „Revolutions“ besser bedient). Essenziell ist hier nichts, aber Neugierige, Fans und Freunde werden über fast zwei Stunden ohne Fremdscham und langweilige, ausufernde Nabelschauen gut unterhalten.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.12.2012
Dan Nelson
Christina Booth
Chris Fry
Rob Reed
Steve Roberts
Tigermoth/Just For Kicks
53:38/54:48
28.09.2012