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Maladie: Plague Within

Stil: Emotional Black Metal

Cover: Maladie: Plague Within

Es ist kaum mehr als einen Monat her, dass Björn Köppler mit der neuesten, feinen TOMBTHROAT-Langrille zeigte, dass im deutschen Death Metal noch lange nicht alles gesagt war, doch im Hintergrund wuchs schon einige Jahre lang ein anderes Pflänzchen heran. Eines, das die emotionale Seite des Ludwigshafener Musikers widerspiegelt und nun endlich in einen digitalen Blumenkübel umgetopft wurde.

Bereits das Entfernen der Einschweißfolie ist ein wenig wie Weihnachten, denn schon das Äußere des Digipaks begeistert mit einem edlen Artwork von Remy C. (Headsplit Design, unter anderem durch seine Arbeiten für Whitechapel, Cryptopsy und Arch Enemy bekannt), und wenn man das schicke Teil dann aufklappt und sich durch das Booklet blättert, so muss man feststellen, dass hierin unglaublich viel Liebe zur Arbeit steckt - womit wir eine hervorragende Überleitung zum musikalischen Inhalt hergestellt haben, denn der strotzt ebenfalls nur so vor Hingabe und Leidenschaft.

Die Basis dieses traurig-kranken, melancholisch-bittersüßen Spektakels ist melodischer, gefühlsbetonter Black Metal, der sich irgendwo in der Schnittmenge früherer BETHLEHEM (man höre nur mal die Screams), EMPEROR (was das Majestätische und Anspruchsvolle angeht), DIABOLICAL MASQUERADE (was die erhabenen, stampfenden Parts betrifft), SHINING (die Klaviersequenzen - Gänsehaut!) sowie DARK MILLENNIUM (die Exzentrik und Dramatik) bewegt. Und wer DER WEG EINER FREIHEIT zu schätzen weiß, der wird ebenfalls schnell Zugang zu MALADIE finden.

„Plague Within“ ist jedoch so viel mehr als eine Reflektion dieser Einflüsse, denn hierfür ist das, was fast neununddreißig Minuten lang die Seele des Hörers umstülpt, viel zu eigenständig - vielmehr soll das Namedropping lediglich eine Orientierung darstellen, auf welche musikalischen Kontinente die Reise geht. Das sehr introspektive Werk brilliert nämlich mit eigenen, sonderbaren Ideen und ist ein Dokument voller Passion, bei welchem jeder einzelne Part, jedes Arrangement, ja das komplette Album bis in die feinste Faser konsequent durchdacht zu sein scheint. Doch nicht nur musikalisch wird Variabilität geboten, sondern auch in lyrischer Hinsicht, denn die sieben teils überlangen Songs sind oft multilingual betextet.

Todtraurige Klaviereinlagen umspielen das häufig im Highspeed-Bereich knüppelnde, hochtechnische Inferno und geben dem Hörer auf angenehme Art und Weise Gelegenheit, seufzend Luft zu holen. Eingespielt wurden diese Parts, die gerne auch als Reprise eingesetzt werden - man achte auf den Kreis, der sich am Ende des Albums mit „Transgressus“ schließt - von DEVIANT MESSIAH-Sänger Déhà, der auf diesem Album auch mit seinem Drittel zur sicken Triple-Vocal-Attacke beiträgt. Zusammen mit TOMBTHROAT-Schlagzeuger Alexander Wenz sorgt er für die extremen akustischen Kehlkopfausgeburten, während Bernd Wener (BLINDFLUG, SHAPESHIFT) die melodischen Vocals beisteuert.

Komplettiert wird das Lineup von SPHERON-Klampfer Mark Walther sowie DEAD EYED SLEEPER-/AHAB-Mucker Cornelius Althammer, der mit Bass und Schlagzeug gleich die komplette Rhythmusarbeit übernimmt. Und es scheint ganz so, als ob die fünf Mitstreiter des Herrn Köppler über ausreichend Empathie verfügt haben, die Gedankenwelt des kahlköpfigen Ziegenbartrekordkandidaten halbwegs nachempfinden zu können, denn es dürfte nicht einfach gewesen sein, die eigenen Visionen auch so umgesetzt zu bekommen, wie sie gedacht waren.

FAZIT: Das aktuelle NACHTMYSTIUM-Album: Phantastisch. Die aktuelle DER WEG EINER FREIHEIT-Langrille: Saugut. „Plague Within“ steckt allerdings beide mühelos in die Tasche, denn sowohl hinsichtlich der Gefühle als auch der Musikalität zieht der Tonträger an diesen beiden phantastischen Konkurrenten mühelos vorbei und avanciert mal eben zum vorläufigen Black Metal-Highlight 2012.

Punkte: 14/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.07.2012

Tracklist

  1. Animus Fatalis
  2. Imperditus
  3. Yersinia Pestis
  4. Pes Equinovarus
  5. Morbus
  6. 1979
  7. Transgressus

Besetzung

  • Bass

    Cornelius Althammer

  • Gesang

    Alexander Wenz, Déhà, Bernd Wener

  • Gitarre

    Björn Köppler, Mark Walther

  • Schlagzeug

    Cornelius Althammer

  • Sonstiges

    Déhà (Piano)

Sonstiges

  • Label

    Apostasy Records

  • Spieldauer

    38:34

  • Erscheinungsdatum

    20.07.2012

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