Kurz ein „Whatever That Hurts“-Moment zu Beginn, und von der völlig falschen Fährte rasch zurück auf die staubige Wüstenspur: MAMONT aus Nyköping und Stockholm spielen feisten Fuzz mit psychedelischer Note und einem leichten Hang zum Lautmalerischen.
Dies wird im eröffnenden „Mammuten“ klar, denn dieses längere Intro wippt und wiegt sich fett wie ein vorzeitlicher Dickhäuter ins Ohr. Genauso grob umschmeichelt das folgende „Jag Sår Ett Frö“ den Hörer, und Fronter Karl erweist sich als ausdrucksstarker Sänger mit der Tendenz zum verständlichen Schreien (inklusive herzhaft gerolltem „r“), das dank der melodieverliebten Gitarrenarbeit (gerne mit doppelten Leads) niemals schroff wirkt. Daran kann man sich sowieso nicht satthören, denn wo die Gruppe in Sachen Originalität keine Bäume ausrupft, brilliert sie schreiberisch und verzeichnet ob ihrer Virtuosität einen ausgeprägten Eigencharakter.
Daneben legen MAMONT Wert auf fließende Tempowechsel und Dynamiksprünge, wie sie es exemplarisch mit „Stonehill Universe“ durchführen: forscher Beginn, auf den Gesang ausgerichtete Strophen mit sporadischer Instrumentierung und ein Breitbein-Refrain mit mörderischem Hook sowie Cowbell-Swing. „Creatures“ ist ein ebenfalls längerer Höhepunkt mit gniedelndem Jam-Part und turbulentem Aufbau bis zum Uptempo-Finale, „Blind Man (Part III)“ ein Tribut an BLACK SABBATH zur Zeit ihres ungefähr dritten Albums, allerdings mit fabelhaft eingebundenen Blues-Referenzen und für flimmernde Härchen sorgenden Vocals, quasi Kurt Cobain ohne Weinerlichkeit.
Das hörbar alte Equipment, mit dem die Jungs zocken, wurde dank einer Könner-Produktion transparent wie zeitgemäß druckvoll eingefangenen. So stechen MAMONT ihre ungleich prestigeträchtigeren Konkurrenten im eigenen Land und über dessen Grenzen hinweg locker aus „The Secret Of The Owl“ hat ein wenig von „Zero The Hero“, fällt aber wiederum wesentlich frickliger aus, ohne die wenig markanten, aber immer zündenden Riffs zu vernachlässigen. „Woods“ fungiert dann tatsächlich als waldiges Intro mit cleanen Parts und verlorener Mundharmonika zum großen Finale „Satans Fasoner“, das in rund sechs Minuten einen Ritt über Gekreisch, Bass-Breaks und Drum-Fills hinlegt, bei dem es gilt, sich festzuhalten. Das Mammut, um auf den Beginn zurückzukommen, hält eben nicht still.
FAZIT: Beim feinen Schweden-Label Ozium waren bislang alle guten Dinge drei: MAMONT sind die ruppigsten Vertreter, aber immer noch herzlich, und blasen mit ihrem dicken Sound nicht bloß heiße Luft, sondern zum Appell an alle, denen Stoner zu dröge und „Retro“ zu untight beziehungsweise verwaschen klingt – ausschweifende Songs, schnell fassbare Songs, gute Songs, das.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.11.2012
Victor Wårdsäter
Karl Adolfsson
Karl Adolfsson, Jonathan Wårdsäter
Jimmy Karlsson
Ozium Records
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28.09.2012