Man.Machine.Plusterkuchen. Auf „White Trash Devil In A Jesus Christ Pose“ folgt nun „Lean Back, Relax And Watch The World Burn“ – die Bedeutungsschwangerschaft der Albumtitel könnte nicht einmal durch Umstandskleidung entschärft werden. Da muss man nicht nur musikalisch, sondern auch bezüglich der Präsentation an ROB ZOMBIE denken, erst recht nach dessen Neo-Grindhouse-Regisseurskarriere.
Große Gesten werden auch vom Ultra-Bad-Taste-Coverartwork übertragen. Der Frontmann greift nach uns (Fotograf: „Mach den Tiger!“ Rocker: „Roaaaar!“) und will uns am Kragen packen, um uns mitten in den Weltuntergangssoundtrack zu ziehen, nur entpuppt der sich am Ende als leere Pappkulisse. Das angeblich durch den Dokumentarfilm „Population Zero“ inspirierte Szenario einer plötzlich von der Menschheit befreiten Welt wird da empfindlich gestört durch den Praktikanten, der noch mal eben durch das Set walzt, um der Band die Instrumente nachzutragen.
Dass sich die großen Gesten am Ende als heiße Luft erweisen, liegt insbesondere an dem zerstreuten Songwriting, das keinerlei Atmosphäre aufkommen lässt. Nicht nur von Titel wegen ist „LB,RAWTWB“ einen Tick zu lang, auch sonst dehnt sich die ganze Chose vor allem gen Ende; da haben sich die stumpf auf Antrieb ausgelegten Drum Patterns längst erschöpft, von den wahllosen Industrial-Dosenriffs, die wie Karnevalsbonbons in die Menge verteilt werden (Industrial-Allesfresser werden sie natürlich dennoch auffangen und artig kauen), ganz zu schweigen. Der Mann am Mikro gibt dem Weltuntergang dann eigentlich auch schon den Rest: Sein Bemühen, Rauheit und Power einzubringen, zerrt schon im Opener kräftig an den Nerven. Die späteren Ausflüge ins Balladenland („The Cage“) scheitern auch mindestens an der digitalen Verschlimmbesserung. Fazit: Ein extrem richtungsloses, unfokussiertes und zusammengestückeltes MINISTRY-MARILYN-MANSON-STATIC-X-Trittbrettalbum, das zwar vom Groovemonster über das Heavy-Solo bis zur Maschinenkirmes eine ganze Menge auffährt, nichts davon aber mit gutem Grund. 4 / 15, Wiedersehen.
Wäre da nicht die Tastenfraktion, die doch tatsächlich einige Rumpelnummern beträchtlich aufwertet. „We Are The Walking Dead“ bringt erst durch das Glockenspiel und die Kinderstimmen im Eingangssample so etwas wie ein Bild zustande und sicher nicht durch die Riffs oder den kumpelhaft gegröhlten Titelrefrain. Auch in „Vivite Et Sinite Mori“ stiehlt das Keyboard den Gitarren frech die Show mit einem geigenartigen, abgehackten Sound, der dazu ermutigt, mal eben die Luft anzuhalten. Auf „What You See Is What You Get“ wiederum wird mit sanften, einzeln perlenden Pianotropfen urechtes NINE INCH NAILS-Flair erzeugt, während sich „The Blind Leading The Blind“ im Hintergrund ordentlich einen aborgelt. 70s, Baby! Und das nach dem KILLING JOKE-Cover „Eighties“… schade nur, dass das Grundgerüst aus Schlagzeug, Bass, Gitarre und Gesang dem auf ganzer Strecke nichts entgegenzusetzen hat.
FAZIT: Nomen est Omen, allerdings in Bezug auf die Syntax und nicht auf die Semantik. „Lean Back, Relax And Watch The World Burn“ will zu viel auf einmal, verwechselt Abwechslung mit Stumpfsinn und langweilt nach passablem Auftakt mit zunehmender Dauer. Vereinzelte Lichtblicke kommen hier und da mal aus dem Keyboard, allerdings spielen diese Effekte konsequent an den Songs vorbei. Es ist ja schön, dass M.M.I. es dem Hörer gemütlich machen wollen, um ihm eine dolle Apokalypse zu liefern, aber wie soll man sich zurücklehnen und entspannen, wenn man die Adern der Anstrengung und Anspannung auf der Stirn des Künstlers pulsieren sieht? Wie Insterburg & Co. so schön sagten: Mutter, ich kann dich nicht schuften sehen, mach doch mal die Tür zu.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.05.2012
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J. Bergmann, Jens Westin ("Eighties"),, Lady M ("What You See Is What You Get", "The Blind Leading The Blind", "Time", [Untitled]), Ronnie Nyman (Pre-Chorus Vocals auf "To A Blood Red Sky")
Car Crash Jim, J. Bergman
J. Bergman
Thomas Manell, Bennich
H'Art
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11.05.2012