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Martyrdöd: Paranoia

Stil: Crust mit Metallnieten

Cover: Martyrdöd: Paranoia

Zu einer der phantastischsten Knüppelcore-Bands darf man wohl die schwedischen MARTYRDÖD zählen, die mit dem selbstbetitelten Debüt sowie dem Kracher „In Extremis“ zwei dicke Ausrufezeichen setzten. Besonders letzteres Album barg ein derartiges Ungestüm sowie monströse Energie in sich, dass man nach dem Hörgenuss erst einmal seine Gliedmaßen wieder zurechtrücken musste.

Hierzu bedurfte es lediglich einer Mischung aus metallisch produziertem Crustcore mit zackigen D-Beats, Hardcore-Aggression und hysterischem Geschrei, wobei in den Songs stets unterschwellige Melodien durch die Gitarrenfraktion vorhanden waren. Auch das vielschichtige Songwriting trug seinen Teil dazu bei, dass der Sound eine gewisse Faszination auf den Hörer ausübte.

Mit „Sekt“, der dritten Scheibe der Jungs, schlichen sich zunehmend auch Elemente aus dem Black Metal ein, doch statt blastbeatlastigen Schneestürmen blieb man der D-Beat-Basis treu und bettete die eisigen Riffs in die bandtypischen Highspeed-Punk-Rhythmen ein, und das ließ nicht nur einmal Assoziationen zum „blackened crust“ solcher Bands wie ISKRA aufkommen.

„Paranoia“, der neueste Klopper der in ihrer Landessprache textenden Skandinavier, überrascht stilistisch demnach kaum, doch das tut der Qualität keinen Abbruch. Die Riffmaschine lässt gleichermaßen Ellbögen ausfahren und die Rübe schütteln, verwöhnt die Ohren immer wieder mit harmonischen Fragmenten, das Schlagzeug brettert wie eine Dampflok voran, und Schreihals Mikael bellt wutschäumend in den Gesangsapparat, sodass man sich seine Gerichtsröte im Studio beinahe lebhaft vorstellen kann.

Was allerdings auffällt, ist, dass MARTYRDÖD auf der vierten Langrille noch etwas variabler als auf „Sekt“ vorgehen, und das ist sowohl hinsichtlich Songwriting als auch hinsichtlich der Dynamik des Albums eine willkommene Entwicklung. Sicher, die Band war seit ihres Debüts schon eine Ausnahmeerscheinung, aber dieses neueste Werk aus dem Hause der Schergen rund um Kjellman und Redig unterstreicht den Status, den sie mittlerweile besitzen, in etwa so dick wie ein Edding 850.

FAZIT: Die Energiewende ist im Gange, und MARTYRDÖD könnten mit der Energie, die in ihrem Sound steckt, locker eine Kleinstadt mit Elektrizität versorgen.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.06.2012

Tracklist

  1. Nog Är Nog
  2. Överkom Er Rädsla
  3. Klassfienden
  4. Hör Världens Rop
  5. Ett Hjärta Av Eld
  6. En Tragisk Zeitgeist
  7. Det Sker Samtidigt
  8. Paranoia
  9. Köttberg
  10. Avbön
  11. Varje Val Har Sitt Pris

Besetzung

  • Bass

    Anton Grönholm

  • Gesang

    Mikael Kjellman

  • Gitarre

    Mikael Kjellman, Pontus Redig

  • Schlagzeug

    Jens Bäckelin

Sonstiges

  • Label

    Southern Lord

  • Spieldauer

    42:03

  • Erscheinungsdatum

    15.06.2012

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