Wenn es „die“ klassische Death-Metal-Band noch gibt, dann dürfte es wohl MASTER sein. Sie sind seit 1983 aktiv, veröffentlichen jetzt das 11. Album neben einer halben Tonne anderen Materials und unzähligen Seitenprojekten. Hm, „sie“ ist das falsche Wort, MASTER ist und bleibt Paul Speckmann, der schon stark auf die 50 zusteuert und unverändert die Posten des Bassisten und Front-Growlers, - Würgers, -Kotzers, nur nie den eines Sängers, einnimmt. Und wie ich auf dem letztjährigen Neurotic Deathfest feststellen durfte, ist er ein durchaus bissiger, aber sympathischer Typ, dem nichts ferner liegt als Rockstartum. Warum auch, wenn MASTER eines waren, dann waren sie chronisch erfolglos. Zeit, das aktuelle Schaffen Speckmanns als Zecke im amerikanischen Konservatismus zu würdigen.
Dass MASTER es nochmal wissen wollen, wird sofort mit dem ironisch benannten Titel-Track klar, der Old-School-Death-Metal mit einer derben Crust-Kante vereint. Womit Speckmann klarmacht, dass Death-Metal nichts anderes als eine Weiterentwicklung von Punk und Hardcore ist und keineswegs in der Heavy-Hair-Metal-Szene Ende der Achtziger geboren wurde. Weiter geht es mit thrashigem Einschlag über stumpfen treibenden Drums bei „Rise Up and Fight“, in dem Speckmann sich die Seele aus dem Leib kotzt, so angepisst klingt der Gesang, der eigentlich nur mit AUTOPSY zu vergleichen ist. Langsam kommt der Verdacht auf, dass der Meister seine beiden tschechisch-slowakischen Mitstreiter, die ihm auch schon 8 Jahre zur Seite stehen, mit dem Elektroschocker durch das Studio getrieben haben muss, so rasend schnell wird „Remove The Knife“ abgespult, diesmal inklusive Gitarren-Solo, das dem Frühwerk MORBID ANGELs durchaus das Wasser reichen kann. Mit Vollgas geht das großartig betitelte „Smile As You Are Told“ weiter, nein, nichts Neues mehr ab hier, aber alle Zutaten werden immer wieder gut gemischt und gerührt, um den Hörer ordentlich zu packen und zu schütteln. Nach den 11 Tracks bleibt man positiv überrascht und mit gut gewärmter Halsmuskulatur zurück, nur um die Repeat-Taste zu drücken und sich das Vergnügen von Beginn an nochmal zu geben.
Eines machen MASTER anno 2012 klar: Sie werden wohl nie auch nur einen Jota von ihrer ursprünglichen Old-School-Death-Formel mit kritischen linken Texten abweichen, aber mit ihnen ist mehr denn je zu rechnen und in einer gerechten Welt sollte die Band mit „The New Elite“ endlich die Lorbeeren ernten, die ihr eigentlich zustehen. Nicht ganz umsonst nennt Wikipedia die Band als einen Grundstein des amerikanischen Death-Metals.
FAZIT: Einen hässlichen Brocken punkigen Old-School-Death-Metals liefert der nicht tot zu kriegende Paul Speckmann mit „The New Elite“ ab. Aber die Band hat wieder ordentlich Feuer unterm Arsch und weiß auf Albumlänge mitzureißen. Respekt für den Altmeister.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.08.2012
Paul Speckmann
Paul Speckmann
Alex "93" Nejezchleba
Zdeněk Pradlovský
Pulverised Records
44:25
09.07.2012