Ja sagt mal, also, ja ist das denn, nu hört mal, ja also das ist ja, das kann ja wohl ni... de... also - äh... wa... w-... d... gibt's das? Wo kommen die auf einmal her? Und woher haben die die Fähigkeit, mal eben sechs gigantische Hymnen zu schreiben, die einem das Blut kochen und gleichzeitig die Haut zu einem Eispanzer werden lassen?
Die 2008 im australischen Melbourne gegründeten, nach England übergesiedelten [ME] präsentieren mit ihrem Debüttonträger eine moderne und dennoch die letzten rund fünfzig Jahre Rockgeschichte respektierende und dadurch zeitlose Scheibe, die irgendwo zwischen besseren THE DARKNESS, unwimmerigen MUSE, progressiv-pompösen QUEEN, ebensolchen LED ZEPPELIN, aber auch cannabinösen BEATLES, spacigsten ASTROSONIQ, der Vehemenz RADIOHEADs und THE MARS VOLTAs sowie einer großen Menge Hippie-VW-Bus-Feeling so ziemlich alles offenbart, was die anspruchsvolle Rockmusik zu bieten hatte und hat.
Gerade das dramatische Eröffnungsstück „Naked“, welches noch getragen beginnt, erumpiert phasenweise und entwickelt sich von psychedelisch angehauchter 70er-Kost hin zu postmillenialer britischer Art-Rock-Kost und mundet in einer fulminanten Explosion aus multitexturellen Gitarren, dass es den Körper durchschüttelt. Der Nachfolger „Insert Voice Here“ wurde perfekt platziert und katapultiert dich im Refrain direkt in Richtung Woodstock-Festival. „Dutch Medicine“ tönt hiernach noch siebziger, und lediglich die Effekte, die hier und da eingestreut wurden, lassen den Unkundigen erahnen, dass das Stück doch neueren Datums sein muss.
Mit Gigatonnen Bombast schlägt die Truppe dann mit „Slow Children Run“in eine ähnliche Kerbe, wie es die Mannheimer MY BABY WANTS TO EAT YOUR PUSSY, wenn die ihre QUEEN-Attacken bekommen, wobei [ME] das Ganze noch etwas mehr ausreizen. Und auch das motown-gefärbt beginnende, später black sabbathierende, dann symphonisch-MUSEsk orgasmierende „Westwards Backwards“, das genau so gut auch in ein Tim Burton-Musical passen würde, holt weit aus, um einen mit Pomp zu erschlagen. Würdig abgeschlossen wird die EP mit „Like A Fox“, einer Nummer, die einen leicht stonerrockenden Groove als Klanggerüst besitzt, um das herum sich aber so manche Absurdität und Akrobatenkunststücke ihr Unwesen treiben.
Unfassbar musikalisch und hingabevoll scheinen [ME] ihre Emotionen per Direktleitung in ihre Instrumente zu pumpen, doch den Vogel schießt Sänger Luke Ferris ab, denn der kommt den Qualitäten eines Justin Hawkins, eines Matthew Bellamy und gar eines Freddie Mercury nicht „nur“ nahe, sondern singt mindestens ebenbürtig grandios. Egal, ob ruhig und mit Bedacht, lauter werdend oder in den oberen Notenregionen - der Kerl hat seine Stimme unter Kontrolle, dass man nur staunen kann.
Fazit: Im Grunde ist der Rezensent sprachlos und verliert sich den ganzen Text über in begeisterungs- und euphoriegeschwängerten Worten des Lobes. Doch wieso sollte man seinen Gefühlen nicht einfach auch mal freien Lauf lassen und den Leser damit anstecken? „Another Story High“ ist Episch und von einer Größe, die nicht messbar ist. Und falls doch, würde diese EP die Skala sprengen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.10.2012
Mike Godde
Luke Ferris
Damian Tapley
Spike Rogers
Lizard King Media Ltd.
22:40
12.10.2012