Auf ihrem sechsten Album sind Naglfar auf Trio-Größe geschrumpft. Gitarrist Marcus E. Norman bedient nun auch den Bass und für den Job hinter den Kesseln setzt man auf die Dienste von Dirk Verbeuren (SOILWORK). Viel verändert hat sich gegenüber dem direkten Vorgänger-Album („Harvest“–2007) nicht. Der Sound der Band weist zwar nach wie vor einige DISSECTION-Parallelen auf, trotzdem erkennt man vor allem die Riffs sofort als typische NAGLFAR-Trademarks. In der Gitarrenarbeit liegt ohnehin immer noch die große Stärke der Schweden. Technisch beeindruckend und sich trotzdem nachhaltig in den Gehörgängen festsetzend fräst sich das Duo Norman/Nilsson durch die acht Songs plus Intro.
Dabei ist die Musik auch für oder möglicherweise mittlerweile auch vor allem für Nicht-Black-Metal-Puristen interessant. Neben reichlich Melodie, dezenten Keyboards und differenziertem sowie druckvollem Sound agiert auch Fronter Kristoffer W. Olivius deutlich weniger schrill und massenkompatibler als manch einer seiner Genre-Kollegen. Zwar dominiert bei etlichen Songs gekonntes Highspeed-Gebolze, aber das wird immer in eingängige Harmonien verpackt und auch an geneller Abwechslung mangelt es nie.
Nach einem schnellen Aufgalopp mit meinem persönlichen Album-Highlight „Pale Horse“ und dem ebenfalls sehr zügigen „III: Death Dimension Phantasma“, folgt mit „The Monolith“ die erste schleppende Midtempo-Hymne im BATHORY-Rhythmus. Der Refrain von „Bring Out Your Dead“ fällt dann ungewöhnlich eingängig aus, während nach zwei weiteren flotten Songs – „Come Perdition“ mit schickem Bombast-Mittelteil und „Invoc(H)ate“ mit hübsch-hässlichem Refrain – das Abschluss-Epos „The Dying Flame Of Existence“ ansteht, welches fast schon so etwas wie Viking-Atmosphäre verbreitet. Anschließend muss man konstatieren, dass die Band in ihrem Bereich auch im Jahr 2012 immer noch eine feste Größe darstellt, an die nur wenige Konkurrenten heranreichen.
FAZIT: NAGLFAR machen da weiter, wo sie mit „Harvest“ aufgehört haben. Das wird dem echten Black-Metaller möglicherweise einen Tick zu sauber, zu melodisch, zu gut produziert oder einfach zu mainstream sein, für alle anderen gibt es auf „Téras“ viel gute Musik zu entdecken, wenn auch die Hitdichte in der Vergangenheit schon etwas höher war.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.03.2012
Marcus E. Norman
Kristoffer W. Olivius
Marcus E. Norman, Andreas Nilsson
Marcus E. Norman
Century Media
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23.03.2012