Drei Franzosen auf Erkundungsreise. Mit ihrem zweiten Album „Illuminatis“ schippern NAÏVE durch unterschiedlichste Gewässer. Der Opener „Transoceanic“ ist bereits ein perfektes Beispiel für die Multitexturalität des Bandsounds. ISISche Metallismen bilden zusammen mit alternativer Kost der Marke ALICE IN CHAINS, Mittneunziger DEPECHE MODE und verschlafenen RIVERSIDE einen Flickenteppich, mit dem man gerne abheben möchte.
Rabiater wird es in „Belly“, das erst noch beginnt wie der Vorgängertrack, allerdings auch mit mathematischen Übungen der Sorte „MESHUGGAH, Einsteigerstufe“ und ein paar rockigeren THE YOUNG GODS-Elementen überrascht. TripHop in bester TRICKY- und MASSIVE ATTACK-Manier gesellt sich dann in „Focus“ hinzu, was dem allgemein sehr tiefgängigen Material noch mehr, äh, Tiefgang verleiht. Verträumte Electronica, die nicht selten den balladesken Momenten einiger Futurepop-Vertreter entspringen könnten, bereichern das ohnehin schon atmosphärische Gemisch obendrein.
Im über dreizehn Minuten weilenden „Luna Militis“ wagt man dann noch einige Ausflüge in Richtung Ambient, gleichzeitig mutiert die überlange Nummer allerdings auch zu einer der metallastigsten auf dem Album, wohingegen in den sanften Teilen des Songs „Circles“ nur noch der Gesang eines Dave Gahan fehlen würde. Und wäre das DEPECHE MODE-Album „Songs Of Faith And Devotion“ ein Metalalbum geworden, so wäre „The Ropes“ wohl einer der enthaltenen Tracks gewesen.
So weit, so gut. Stilistisch hat das alles einen unglaublichen Reiz, zumal man bis zum Albumende eine erstaunliche Kreativität an den Tag legt, und auch von Songwriting versteht das Terzett eine ganze Menge. Doch was musikalisch aufgebaut wird, wird gesanglich wieder massiv beschädigt - zumindest, wenn es in die Richtung melodischer Regionen geht. Entweder säuselt Herr Jouch zu blutarm ins Mikrofon oder aber liegt der Kerl dermaßen neben der Spur, dass man am liebsten seine eigenen Finger abbeißen möchte oder aber die Funktionalität der heimischen Küchenmesser an den eigenen Hörorganen testen möchte.
FAZIT: Um es mal mit einfachen, flapsigen Worten zu sagen: Geile Mucke, coole Ideen, Gesang oftmals für'n Arsch.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.11.2012
Rico
Jouch
Jouch
Jouch
Mox
Mox, Jouch (Programming)
Concrete
61:08
21.09.2012