Mit ihrem 2010er-Album "8:16" ist die Kölner Band NEVERLAND IN ASHES positiv in Erinnerung geblieben, zu hören gab es darauf zeitgemäßen Metal der gleichermaßen nach Göteborg-Schule wie auch nach modernem Core klang. Ende 2011 gab es einen Nachschlag in Form des als 5-Track-EP angepriesenen, leicht kryptisch betitelten "Earth : June".
Zwar zeigt die Tracklist neun Titel an, zwischen den Songs gibt es aber nur instrumentale Klangcollagen als Interludien. Bei den Songs selber fällt zunächst der arg unnatürliche, leicht übersteuerte Sound auf. Klar, man darf von einer Eigenproduktion keine klanglichen Wunderwerke erwarten, aber weil "Earth : June" recht höhenlastig und klirrend klingt, ist es schon in der Hinsicht anstrengend. Ähnlich ergeht es dem Rezensenten bei den Songs. Der Opener "Delilah Destroy" baut zwar eine interessante Atmosphäre auf, ist gleichzeitig aber auch recht sperrig geraten. Der eher schleppende Song ist zudem mehr Metalcore als Death Metal. Straighter, melodischer und mit einem ordentlichen Refrain ausgestattet, ist "Empress" deutlich besser zu konsumieren, hier wirken jedoch die Keyboards übertrieben und man vermisst im Song den Druck aus der Tiefe. Auch im flotten "Elsewhere" nerven die aufdringlichen Keyboards schnell. Mag ja sein, dass NEVERLAND IN ASHES das in gewisser Weise als ihr Markenzeichen betrachten, übertreiben muss man es aber auch nicht gleich.
Der beste der fünf Songs steht an vierter bzw. siebter Stelle, "For The Flies" überzeugt mit spannenden Leads und gutem Groove. Während man bei den anderen vier Nummern den Eindruck hat, dass es der Band irgendwie wichtiger ist, cool und hip zu klingen, als wirklich packende Songs zu schreiben, machen sie hier so viel richtig, wie sie im abschließenden "Cinnamon" falsch machen. Das völlig alberne Gebliepe der Keyboards sowie das gesampelte Geklatsche zeugen von einer Art musikalischen Humors, die man nicht zwingend teilen muss. Immerhin durchgehend überzeugend ist das Gebrüll von Frontmann Christian, der es diesbezüglich durchaus mit Marcus Bischoff von HEAVEN SHALL BURN aufnehmen kann.
FAZIT: Mäßiger Sound, durchwachsenes Songwriting und eine partielle Überdosis an Keyboards - ein Schritt nach vorn geht irgendwie anders.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.02.2012
Yannick de Decker
Christian Sticher
Milan Steinbach, Julian Jung
Milan Steinbach
Mario Althapp
Eigenproduktion
22:56
09.12.2011