Dieses CD-DVD-Package wird anlässlich des 30. Veröffentlichungstages von NIGHT RANGERS Debüt herausgebracht. Die Altgedienten um Strippenzieher Jack Blades haben dazu im Mai 2012 eine Unplugged-Show vor intimer Studio-Kulisse abgerissen. Für den Melodic-Rock-Freund ist dieser Release insofern interessant, als die repräsentativen Rückblicke auf die Karriere der Gruppen umarrangiert erklingen.
Vieles tönt nun überraschenderweise wie etwas kräftigerer Country Rock („Growing Up In California“), auch das AEROSMITHige „This Boy Needs To Rock“, ein gelungener Einstieg mit klimperndem Piano. Eric Levy erweist sich in seiner Solo-Einlage bei „Sentimental Street“ als rechter Virtuose auf seinem Instrument und veredelt auch das bedächtige „Four In The Morning. Vom Zweitwerk „Midnight Madness“ gibt es „Rock In America“ (ungemein verspielt), „Let Him Run“ und das allmächtige Single-Ballädchen „Sister Christian“ auf die Ohren.
„Four In The Morning“ von „Seven Wishes“ hätte man nicht erwartet, und über die Songauswahl lässt sich davon abgesehen durchaus streiten, aber da NIGHT RANGER andererseits kaum Stinker fabriziert haben, ist fast unerheblich, was sie spielen. Vom besagten Einstand vertreten sind nur „Sing Me Away“ und „Don’t Tell Me You Love Me“ (energischer Höhepunkt der Show), die in dieser Form daran erinnern, dass gute Songs ebensolche bleiben, auch wenn sie ohne Steckdose dargeboten werden. Die Harmoniegesänge sitzen ebenso wie der Zwölfsaiten-Schmelz von Hoekstra, und das überschaubare Publikum klatscht zu Recht Beifall. Wie das wohl auf DVD aussieht? Diese lag uns nicht vor, also gilt für den Interessenten: erst versichern, dass der Konzertfilm (Videos soll es ebenfalls geben) Substanz besitzt, denn diese CD allein rechtfertigt keinen Kauf. Wie wäre es übrigens mit einem neuen Album? Gerade Gillis scheint in der Form seines Lebens zu sein …
FAZIT: NIGHT RANGER geben einen Ausschnitt ihrer Laufbahn in Gestalt von leicht anders interpretierten Stücken im Akustikgewand wieder. Die Atmosphäre und der Sound stimmen, also darf der Fan zum Preis einer einfachen CD für eine zusätzliche DVD durchaus den Geldbeutel zücken. Neulinge greifen zu den Konsens-Scheiben der Band aus den Achtzigern, denn die sind mindestens bis zur dritten eine sichere Bank.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.10.2012
Jack Blades, Brad Gillis, Joel Hoekstra
Kelly Keagy
Jack Blades, Brad Gillis, Joel Hoekstra
Eric Levy
Kelly Keagy
Frontiers / Soulfood
55:18
19.10.2012