Man könnte sagen: „NIGHTSTALKER haben schon 20 Jahre Erfahrung – und hell yeah, das hört man ihnen verdammt nochmal an!“. Man könnte aber auch sagen: „NIGHTSTALKER haben schon 20 Jahre auf dem Buckel – das hört man ihnen leider auch an.“ Klingt dann nicht ganz so gut, oder?
Inwiefern die zu ähnlichen Zeiten gegründeten MONSTER MAGNET Einfluss ausgeübt haben, vermag ich in Unkenntnis sonstiger Erzeugnisse der Griechen nicht zu beurteilen, aber wenigstens auf „Dead Rock Commandos“ ist die Omnipräsenz eines sehr ähnlichen Sounds erschlagend. Riffs von solcher Beharrlichkeit, dass sie sich, ehe man sich versieht, im Ohr festgesetzt haben wie eine Gehörkanalfruchtfliege. Zehnmal betont einfach gestrickte Asskick-Lunte, mit der man sämtliche Frösche aus den Sümpfen bomben können sollte. Blöd nur, dass die Lunte so verflucht lang ist, dass der richtige Zeitpunkt für die Präsentation der Pointe meist schon passé ist.
Es ist zugegeben nur ein schmaler Grat, aber: Die Gemächlichkeit, mit der NIGHTSTALKER ihre Stücke aufziehen, schreibt sich zwar in dicken Lettern „Lässigkeit“ und „Ihr könnt uns nix“ auf die Flagge, die Auspuffdünste sprechen aber andere Bände: Setzt der Sänger zum Näseln seiner Zeilen an, klingt das nur oberflächlich wie ein cooler Anachronismus in einer schnelllebigen Zeit – tatsächlich ist man hin- und hergerissen, ob man sich von ihm den Hintern signieren oder ihm den Sitzplatz im Bus anbieten soll.
Soll heißen, NIGHTSTALKER musizieren gefährlich nah an der Kante zur Stoner-Parodie, bekommen aber doch immer mal wieder gerade so die Kurve. Die Riffs per se sind selbstverständlich zeitlos, aber hier geht man – so die Kehrseite der Medaille - auch arg auf Nummer Sicher. Und – Beispiel „One Million Broken Promises“ - gerade grummelt der Mann am Mikro noch eine Refrainzeile, die er bis dato immer hell gesungen hat, mit lässigem Vibe im tiefsten Timbre, da haucht er plötzlich ein fast schon keusches „Whoo“ in die Aufnahme, das vielleicht gerade so dem Anspruch eines Schulstrebers genügt, der sich auf der Prom Night eine Sekunde lang den Luxus der Kontrollosigkeit leistet.
FAZIT: Man weiß, wie es gemeint ist, aber irgendwie fehlt der letzte Arschtritt. Ob es Amtsmüdigkeit ist, Einfallslosigkeit, Kraftlosigkeit oder einfach das „Expendables“-Syndrom, dass handgemachte Action im Stil der 80er heute einfach nicht mehr so funktioniert wie damals, selbst mit den Originalen nicht – „Dead Rock Commandos“ erweist sich als Sammlung unverwüstlicher Steinzeitriffs, die auf dem Pendel zur Selbstparodie öfter mal in die falsche Richtung ausschlagen, in entsprechend benebelter Stimmung aber ihren Zweck immer noch erfüllen dürften. (7.5/15)
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.09.2012
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40:22
24.08.2012