Die Würzburger NUMP sind mit „Reflections“ in guter Erinnerung geblieben. Was bringt ihr drittes Album mit sich?
Das Quintett hat seinen Sound nicht modifiziert, sondern verfeinert. Immer noch orientieren sich die Gitarristen mit den ohrenscheinlich sieben Saiten an US-Vorbildern, wozu Sänger Christian epische Refrains zum Recken der Fäuste ersinnt. Im Opener „Reborn“ fällt dieses Konstrukt noch recht schleppend aus, doch mit „Yin Vs. Yang“ lernt „Eruption“ den Groove. Immer wieder verschränken NUMP die nachgerade brutalen Riffs mit verwaschenen Hallfahnen und postrockig melodiösen Passagen. Das Ausdrucksvermögen des Sängers ist das große Plus der Gruppe, denn in der Bandbreite, die er abdeckt (Schreien, Sprechgesang, Schmachten) steht er – auch mit Hinblick auf die Klangfarbe seiner Stimme – PAIN OF SALVATIONs Daniel Gildenlöw in nichts nach.
Im Gegensatz zu den Schweden verstehen sich NUMP aber vermutlich nicht als progressive Band, sondern schreiben schlichte, doch nicht schnöde Rock-Songs, etwa das Liebeszeugnis „Your Lips“ oder „Things I Desire“, das genauso wie „A Cover Up (For A Soul)“ und Teile des Vorgängeralbums Assoziationen zu U2 weckt. Im Titelstück und während „When The World's Fallen Asleep“ (eindringlicher Flüstergesang) gelingt es den Unterfranken mithin am besten, Hart und Zart miteinander zu verbinden, wobei sie rhythmisch und in puncto Geschwindigkeit (Doublebass) fast am Metal schrammen. Ihr deutlichstes Bekenntnis zur deftigen Gangart ist „Your Way Out“, dessen zugrundeliegendes Songwriting-Verständnis sich manche Metalcore-Truppe wünschen würde, obgleich es dem Rezensenten wegen der aufgesetzt hervorgekehrten Aggression am wenigsten gefällt. NUMP überzeugen stets, wenn sie ihre zweifelsfrei vorhandene Seele beim Schreiben hervorkehren, und dieser Song klingt schlicht zu zerfahren, ja bemüht.
Der Abschluss „Infiltrate Me“, quasi eine Heavy-Ballade mit Keyboard-Tupfern und großem Chorus, entschädigt dafür und lässt das Album versöhnlich ausklingen. Auch gibt es endlich ein Solo zu hören, derer NUMP ruhig mehr einbauen dürfen. Die vergleichbaren ALTER BRIDGE tun dies schließlich auch ständig. Vielleicht beim nächsten Mal? Dann gibt’s auch mehr Punkte …
FAZIT: „Eruption“ nimmt der zweiten Scheibe von NUMP nichts. Die Band versteht es, mitreißende Stücke zu komponieren, ohne bloß Formatvorgaben zu erfüllen. Was den Jungs fehlt, ist ein Konsens-Hit, denn an sich dürften sie weite Hörerkreise ansprechen. Wie, das wollt ihr nicht auf Biegen und Brechen? Umso sympathischer …
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.05.2012
Stefan Benak
Christian Seynstahl
Timmy Kosa, Thorsten Geschwandtner
Christian Seynstahl
Jochen Waigandt
Timezone
50:54
04.05.2012