ODYSSEY aus Schweden sind die hässlichen Entlein der gegenwärtigen Retro-Bewegung. So kantig, wie ihr treffend betitelter Einstand klingt, gewinnen sie zumindest beim Mainstream, der GRAVEYARD und Konsorten gut findet, keinen Blumentopf.
Schon das von schmutzigem Bass und manischem Gesang geprägte „Pyramids“ macht klar: Hier sind keine Feinmotoriker am Werk. Solos und griffige Melodien finden bei diesem Trio nur in Ansätzen statt. Die Kiste knarzt ungefähr so, wie es Nick Oliveri abseits des Songwriting-Genies von Homme oder Grohl tut. „Wicked Witch“ kommt zuerst mit schmissigem Sab-Groove daher, artet aber rasch in eine sludgige Schrei-Orgie aus, und der Titeltrack steht dem in seiner Noisigkeit in nichts nach. Man glaubt fast, ODYSSEY wollten sich selbst torpedieren – oder sind die drei jungen Männer in der Tat so verzweifelt, wie sie sich hier gerieren?
Die QOTSA-Annäherung „Keloma“ ist der erste und einzige vorneweg haptische Song auf „Abysmal Despair“: konkretes Hauptmotiv, anheimelndes Hook und angenehm hüftschwingende Rockigkeit tragen zum Gelingen bei, wo „No Fucking Way“ und das verdrogte „This Ship Is Sinking“ zu zäh auf Proto-Punk à la STOOGES machen, in diesem Fall leider ausnahmsweise ohne Macho-Gehabe. „Darkred“ am Ende führt dies auf gelungenere Weise fort.
Ehrlich, die Gruppe dürfte in der Tat auch Freunden von Kreisch-Core und ähnlichem liegen, denn wer angesichts eines Titels wie „Wolfspit And Witches Breath“ auf einen weiteren scheinbar okkulten Pop-Rocker schließt, wird mit einem primitiven Doom-Entwurf enttäuscht, in dem der Frontmann ganz leicht nach dem mächtigen Lord Chritus (Phase TERRA FIRMA) klingt. Der sachte Endpart gefällt aber sehr. Was bleibt, sind ein paar gute Riffs und ein lobenswert ungewohnter Approach, aber ob diese Scheibe unter dem Durchschnitt rangiert oder tatsächlich wächst (im negativen Sinn: schöngehört werden kann), weiß vermutlich nur der Leibhaftige.
FAZIT: Wem ungemein schroffer Stoner bis Noise Rock liegt, der sollte ODYSSEY einmal anchecken. In jedem Fall besitzt der grob an MONDO GENERATOR, FATSO JETSON oder BEAVER orientierte Sound der Schweden Seltenheitswert, sowohl fürs Land als auch ihr Label. Kompositorisch gibt es wie dem auch sei noch viel Luft nach oben.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.07.2012
Jonas Pedersen
Jonas Pedersen
Witold Östensson
Jesper Karlsson
Transubstans
39:55
29.06.2012