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Okular: Probiotic

Stil: Progressive Melodic Death Metal

Cover: Okular: Probiotic

Der werbegeschädigte Deutsche denkt beim Wort "probiotisch" natürlich sofort an Joghurt und eine stabile Darmflora. Es darf jedoch stark bezweifelt werden, dass die norwegische Formation OKULAR bei der Wahl des Albumtitels "Probiotic" linksdrehende Kulturen gleichwelcher Art im Sinn hatten. Laut Promozettel verfolgt die Band in ihren Texten einen philosophischen Ansatz und verzichtet auf übliche Metal-Klischees, zu diesem Zweck hat man in Andreas Aubert sogar einen bandeigenen Texter, der auch Backing Vocals beisteuert. Dass man auf die Inhalte viel Wert legt, zeigt auch das 20-seitige Booklet, das pro Song auch eine zum Text passende Illustration beinhaltet.

Angesichts der musikalischen Darbietung ist die norwegische Metalpresse voll des Lobes über OKULAR und auch BORKNAGARs Øystein G. Brun geizt nicht mit Lobpreisungen für die Kollegen. Zieht man den lokalpatriotischen Bonus ab, so ist "Probiotic" ein ordentliches, wenn auch nicht komplett überzeugendes Album, das abwechslungsreichen, progressiven und melodischen Death Metal zu bieten hat. Die Vergleiche mit DEATH und MERCENARY sind nicht ganz abwegig, das Level dieser Bands erreichen OKULAR jedoch noch nicht. Spielerisch zeigt man sich ziemlich fit und talentiert und natürlich ist es im Besonderen die Gitarrenarbeit, die interessant und abwechslungsreich ist. Riff-seitig bedient man sich dabei auch mal im Thrash Metal oder agiert im Stakkato, auch die Melodien kommen nicht zu kurz, nehmen aber nicht unbedingt eine prominente Stellung ein.

Obwohl der Song an sich auch bei OKULAR wichtiger ist, als das handwerkliche Geschick, gibt es genügend anspruchsvolle Parts, die in einem guten Mischungverhältnis zu straighteren Abgeh-Parts stehen. Trotz vieler Tempowechsel bleibt das Material stets gut nachvollziehbar und man ist um funktionierende Arrangements bemüht. Trotzdem vermisst man noch ein bisschen die wirklich einprägsamen Momente und so ist die vorherrschende Kopfbewegung eher ein anerkennendes Nicken als enthusiastisches Headbangen. Als Anspieltipps kann man den wirklich guten Quasi-Titeltrack "Probiotic (For Life)" sowie das spannende "The Most Violent Thing" nennen. Beim Sound legen OKULAR viel Wert auf eine druckvolle, transparente Produktion, die aber besonders beim Drumming etwas zu digital klingt.

FAZIT: "Probiotic" ist ein ordentlicher Einstieg für OKULAR, auf dem die Norweger sicherlich gut aufbauen können, das spielerische Talent ist jedenfalls zweifellos vorhanden. Lediglich beim Songwriting ist noch Steigerung vonnöten - und sicher nicht unmöglich.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.06.2012

Tracklist

  1. Connected In Betrayal
  2. Probiotic (For Life)
  3. Fuck Your Dignity!
  4. Tranquillity Of The Night
  5. State Of Immediacy
  6. Choose To Be Free
  7. Flowers Uncared For
  8. Celebration
  9. The Most Violent Thing
  10. Creativity Or Fear

Besetzung

  • Bass

    Kai Åsvik (Session)

  • Gesang

    Marius S. Pedersen, Yngve Bolt Christiansen (Session)

  • Gitarre

    Marius S. Pedersen

  • Schlagzeug

    Bjørn Tore Erlandsen

Sonstiges

  • Label

    Indie / Soulfood

  • Spieldauer

    46:17

  • Erscheinungsdatum

    18.11.2011

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