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Omega: Greatest Performances

Stil: Space-Prog-Schlager-Hardrock

Cover: Omega: Greatest Performances

Thoralf Koss, unser Fachmann für musikalische Völkerverständigung-Ost, war ja gar nicht glücklich mit dem letzten Output „Omega Rhapsodies“, das unter dem OMEGA-Signet erschien, obwohl es sich faktisch um ein Janos „Mecky“ Kobor-Soloalbum handelte. Trotz eingestandener Liebe zur Band erklärte er die sinfonische Aufarbeitung der Vergangenheit OMEGAs zum „bombastischen Bockmist“ voller „weinerlicher Anbiedersongs“.

Jetzt also die „Greatest Performances“ zum 50jährigen Bandjubiläum. Eine Live-Retospektive aus den „1990s and 2000s stadion concerts“. Ein etwas obskures Konzept – warum nicht ein einzelnes, besonders gelungenes Konzert aus dem reichhaltigen Fundus als Stellvertreter nehmen? –, das aber mit einer Entwarnung begrüßt werden kann: Bombast ja, aber Bockmist erfreulich wenig. Ähnliches gilt für die tränenreiche Anbiederung. Obwohl – golden glänzt es auch nicht durchweg. Besonders nach dem gelungenen, opulenten Einstieg in CD 2 wirken die schunkeligen Schlager danach zwar ganz witzig, aber ziemlich deplatziert. Wobei man im Falle von „Petróleumlámpa“ konstatieren muss, dass dieses kleine Mitsinglichtlein aus den ganz frühen Tagen der Band stammt. Als Abschluss kommt man vermutlich nicht um „Gyöngyhajú Lány“ herum – jetzt doch tränendrückend –, das bereits FRANK SCHÖBEL („Schreib es mir in den Sand“, neulich sogar im Duett mit Janos Kobor. Natürlich im MDR.) und die SCORPIONS („White Dove“) verwursteten. Ist allerdings wie gemacht für sentimentale alte Knacker. Zu schade, dass OMEGA nicht die eigene deutsche Version „Perlen Im Haar“ auf die Bühne bringen. Im Netz aber recht leicht zu findendes Pflichtprogramm für liebe Liebende.

Doch zurück auf Anfang: Die „Greatest Performances“ beginnen mit OMEGA als Hardrock-Band. Äußerst simple, gitarrenlastige Stampfer, aufgepeppt mit füllenden Keyboard-/Orgelpassagen. Die LPG veranstaltet eine Party und hat die örtliche Wir-spielen-Deep-Purple-nicht-mehr-nach-sondern-haben-eigene-Songs-Combo als Hauptact eingeladen. Die betagten Herren legen sich ins Zeug, und das ist auf bescheidene Art ganz vergnüglich. In etwa wie die BLÄCK FÖÖSS abseits von Karneval. Das wuchtig hingeschmetterte „A Madár“ sticht allerdings heraus, kompakt verbindet es die symphonischen Elemente mit einem recht brachialen Rockteil. Danach dann wieder Musik für die Eiswerbung, äh, 70er-Jahre-Kellerparty.

Doch im weiteren Verlauf fahren die Ungarn die schwereren progressiven-symphonischen Geschütze auf und spielen tatsächlich fünf Abschnitte der sechsteiligen „Szvit“, erstmals zu finden auf dem Album „5“ aus dem Jahr 1973. Keine Ahnung, warum die „Szvit“ nicht komplett gespielt wird und „Delutani Szerelem“ fehlt. Hier wie im Folgenden wird volltönender, aber wenig filigraner Prog geboten, mit orchestralen Keyboards und hymnischer Melodieführung. Untermalt von kleinen Blues-Ergüssen und Ausflüge in die heimatliche Folklore. Neben der mehrteiligen „Szvit“ sind Stücke von „Gammapolis“ reichhaltig auf den CDs vertreten (insgesamt fünf), was wohl für den Space-Rock-Flair sorgen soll, der aber nichts mit HAWKWIND und Konsorten gemein hat. Es flirren die Synthies ein wenig mehr, aber der Mitsing-Faktor (wenn man des Ungarischen mächtig ist) der jeweiligen Songs geht nicht verloren.

Vom – zumindest in Deutschland – wohl bekanntesten Album „Idörablo“ („Time Robber“) ist mit „A Köyvelö álma“ nur ein Stück vertreten und kein besonders typisches für eine Veröffentlichung, die sich seinerzeit einen Verkaufswettstreit mit PINK FLOYDs „Animals“ lieferte und zumindest zeitweise gewann. Gediegenheit und Spielfreude halten sich die Waage. Kann man nach 50 Jahren mehr verlangen? Ich wüsste da zwar was, aber nun gut…

FAZIT: Es hätte schlimmer kommen können. Das sind zwar nicht die „PINK FLOYD des Ostens“, die auf den „Greatest Performances“ musizieren, aber eine Band, der man für ihr Durchhaltevermögen bei nahezu konstanter Besetzung seit rund 40 Jahren Respekt zollen muss, und die durchaus den Spaß an ihren Live-Auftritten durch die Jahrzehnte, bei ordentlichem Klang, vermitteln können. Dass die zugrunde liegende Musik nicht die hochkomplexeste ist, geschenkt; dass das Material die verschiedenen Ausrichtungen der Gruppe vermitteln möchte, ist zwar nachvollziehbar, sorgt aber für die ein und andere abschreckende Inhomogenität. Aber es ist jedem unbenommen, sich aus den ihm genehmen Liedern des Doppelalbums eine eigene, stimmige Kompilation zu erstellen. Grundlage genug dafür liefern die „Greatest Performances“. Kein essentielles Werk, aber eine gut gelaunte Einladung zu einem zweistündigen Nostalgietrip der krachledernen Art.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.04.2012

Tracklist

  1. CD 1:
  2. Addig élj Hütlen Barátok
  3. Varazslatos Fehér Kö
  4. A Madár
  5. A Köyvelö álma
  6. Ezüst Esö
  7. A Nagy Folyó
  8. Ébredés
  9. A Malomban
  10. Hazafelé
  11. A Hetedik Napon
  12. Van Aki Nyugtalan
  13. Nem Tudom A Neved
  14. Örültek órája
  15. CD 2:
  16. Gammapolis
  17. Életfogytig Rock And Roll
  18. Naplemente
  19. Mozgó Világ
  20. Ballada A Fegyverkovács Fiáról
  21. Léna
  22. Start
  23. Napot Hoztam, Csillagot
  24. Égi Vándor
  25. Nyári éjek Asszonya
  26. Petróleumlámpa
  27. Gyöngyhajú Lány

Besetzung

  • Bass

    Tamás Mihály

  • Gesang

    János Kóbor, László Benkö, Tamás Mihály, György Demeter, Zsolt hastó, Ildikó Keresztes, Péter Szolnoki, Bernadett & Orsolya Tunyogi, Attila Vértes

  • Gitarre

    György Molnár, Tamás Szekeres

  • Keys

    László Benkö, Zsolt Gömöry, Péter Vinnai

  • Schlagzeug

    Ferenc Debreczeni

Sonstiges

  • Label

    Edel Kultur

  • Spieldauer

    CD1: 59:44/CD2: 58:33

  • Erscheinungsdatum

    20.04.2012

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