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Once Them Edens: The Year Is One

Stil: Wirr-Metal

Cover: Once Them Edens: The Year Is One

Der Grieche ? ist der Strippenzieher hinter ONCE THEM EDENS, einem gewollt avantgardistischen Metal-Projekt, dessen Debüt den Forschergeist atmet, den die extreme Metal-Szene in den Neunzigern auszeichnete, und dennoch auf der Höhe der Zeit segelt.

Das verquaste Konzept, dessen Logik sich ohnehin schwerlich erschließt, lassen wir zugunsten dessen außen vor, worauf es ankommt – die Musik an sich. Das lange Intro „All Flawed“ stellt den klaren Sänger Jean Baptiste vor (RANDOM WALK, interessante Gothic Metaller) und beeindruckt als leise, aber ungemein dichte Geräuschkulisse aus elektronischen Elementen und markantem Fretless Bass, für den George Constantinou von den empfehlenswerten Prog-Blackies WINGS IN MOTION und ARK OV LIES verantwortlich zeichnet. Er ist es auch, der inmitten des Riff-Gewitters „On Par With I“ (bisschen MESHUGGAH, das) für melodische Ruhepole sorgt und eigentliche Akzente setzt, wo der trockene Sound – gerade des gleichwohl gut programmierten Drumcomputers – den Zugang erschwert. Im Verlauf des Instrumentals stolpert Mr. Omega ziemlich spannend durch den Rhythmusgarten, streut zunehmend Dissonanzen und unpassend schrullige Clean-Licks ein, zu denen der zweite Sänger Dead Fart (von VERMINGOD, austauschbar grindiger Death) grummelt, aber auch hier kann wie beim Opener von einem eigentlichen Song keine Rede sein.

Erst „Penance Concrete“ ist ein solcher, dessen flirrende Gitarren und Bienenschwarm-Bässe für die Musiker einnehmen. Während des unverzerrten Mittelteils singt und spricht der Jean Baptiste zu gleichen Teilen, und obwohl es keinen Refrain oder Strophen gibt, wirkt das Stück in seiner Anlage schlüssig, da es auf einen dramatischen Höhepunkt zusteuert. „…And Yet, He Gazes“ ist dann sprunghafter Tech Death mit teils verschmitzt hüpfendem Charakter und noch einmal bemerkenswertem Bassspiel. Dead Fart trägt packend aggressiv vor und wird zur trefflichen Ergänzung des hauptamtlichen Sängers, wohingegen „The Gospel Grotesque“ abgesehen von einer längeren Schwebebrücke in der Mittel das geradlinige Speed-Stück der Scheibe darstellt … sieht man vom funkigen Schluss ab.

Jawohl, „The Year Is One“ ist anstrengend, und zwar bewusst, wobei keine Lücke zwischen Anspruch und Umsetzung klafft. ? gefällt hiermit wohl nur wenigen, aber sich mit der Scheibe zu befassen lohnt. Das lange „All Shed“ beispielsweise geht kurz vor Schluss tatsächlich noch als Konsens-Stück zwischen Jazz und Post Black Metal durch. Vor allem die wirklich schönen Leads verzücken, was auch für das fast gänzlich zwarte Outro „Postlude“ gilt. Welche Inhalte man aus dieser Veranstaltung schöpft, ist natürlich eine andere Frage, aber Stuss hat der Bandkopf nicht verzapft, und ihm ist zu wünschen, dass er diese Stoßrichtung weiterverfolgt, denn so originellen Irrwitz hört man heuer zu selten.

FAZIT: ONCE THEM EDENS haben abgesehen von einem verstiegenen Konzept eine Menge Virtuosität im Programm, die oftmals übers Ziel hinauszuschießen scheint, doch wem es heutzutage zu wenige Bands vom Schlage ARCTURUS oder WINDS gibt (an welche dieses Projekt gleichwohl nicht heranreicht), der sollte „The Year Is One“ checken.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.11.2012

Tracklist

  1. All Flawed
  2. On Par With I
  3. Penance Concrete
  4. …And Yet, He Gazes
  5. The Gospel Grotesque
  6. All Shed
  7. Postlude In B Minor, Op.8, Allegro Moderato

Besetzung

  • Bass

    George Constantinou

  • Gesang

    Jean Baptiste, Dead Fart

  • Gitarre

    ?

  • Schlagzeug

    ?

Sonstiges

  • Label

    Eigenvertrieb

  • Spieldauer

    47:03

  • Erscheinungsdatum

    21.09.2012

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