In den 90ern veröffentlichten OPERA IX großartige Werke und gehörten qualitativ mit zu den führenden Formationen des Symphonic Black/Dark Metal. Dieser Werdegang wurde 2000 mit dem Album "The Black Opera" gekrönt. Als sich danach die Wege der Band und der wohl einzigartigen Sängerin Cadaveria trennten, ging es mit OPERA IX abwärts und man fand sich schließlich in der Mittelmäßigkeit wieder. Nun sind acht Jahre seit dem letzten Werk "Anphisbena" vergangen. In dieser Zeit konnte sich Bandkopf Ossian intensiv mit der Zukunft der Truppe beschäftigen. So darf man gespannt sein, ob OPERA IX mit "Strix - Maledictae in Aeternum" wieder an alte Glanzzeiten anknüpfen können.
Interessant ist gleich mal die Tatsache, dass ich nach dem ersten Hördurchgang ein deutliches "Nein, können sie nicht!" in den Raum geworfen hätte. Allerdings ist "Strix - Maledictae in Aeternum" ein Werk, dass mehrere Runden braucht, um all seine Finessen zu entblößen und seinen individuellen Reiz auszuspielen. Weiterhin nimmt es sich die Freiheit heraus, zu erwarten, dass sich ein Hörer auch intensiv mit ihm beschäftigt und die Musik nicht während einer anderen konzentrationsfordernden Beschäftigung laufen lässt. Denn "Strix - Maledictae in Aeternum" fordert selbst die Sinne. Und je intensiver man sich mit ihm beschäftigt, desto variantenreicher und fesselnder erscheint einem das Album.
Gut, Cadaveria kann auch der zweite Sänger nach ihrer Ära nicht wirklich ersetzen, wobei sich der Künstler mit dem albernen pseudonym M., der mindestens auch noch bei einem halben Dutzend weiter Bands singt, durchaus Mühe gibt. Doch kompositorisch hat sich Bandleader und Hauptsongwriter Ossian einiges einfallen lassen. Elemente aus Death Metal, Doom und natürlich Black Metal fließen in den Sound ein und werden gekonnt mieinander vereint. Dazu gesellt sich der melodische Aspekt, hinzugebracht hauptsächlich durch die Keyboarduntermalung, die eine zwielichtig-düstere Atmosphäre erzeugt. Durch viele Rhythmus- und Tempowechsel wird immer wieder Spannung aufgebaut, so dass insgesamt eine abwechslungsreiche Dramaturgie entsteht. Dazu gesellen sich noch Stilelemente wie Kirchenchöre, Orgelklänge oder auch mancher Ausflug in mittelalterliche Bereiche, die diese Atmosphäre forcieren.
Meine favorisierten Stücke sind "Vox In Rama (Part 1 + 2)", "Mandragora", "Earth And Fire" und "Nemus Tempora Maleficarum" wobei es allerdings nicht unbedingt sinnvoll ist, Teile aus einer vor allen Dingen als Gesamtes funktionierenden Einheit herauszureißen. Irgendwo brauchen die einzelnen Stücke einander, um die Atmosphäre dieses konzeptionell erscheinenden Werkes fortzuführen. Melodien wirken miteinander und bauen aufeinander auf, Spannung wird erzeugt und entlädt sich, und der geneigte Hörer kann sich erst beim Lauschen des gesamten Albums von den vielfältigen Stimmungen so richtig mitreißen und treiben lassen.
FAZIT: Nach nunmehr vier Hördurchgängen muss ich sagen, Ossian kann mit "Strix - Maledictae in Aeternum" kompositorisch tatsächlich an die Glanzzeiten von OPERA IX anknüpfen. Das Album braucht seine Zeit, um den Hörer zu fesseln. Doch wer sich in den melodisch-symphonischen Düsterbereichen wohlfühlt, wird es nicht bereuen, wenn er dem Werk diese Zeit zugesteht.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.03.2012
Vlad
M.
Ossian
Alexandros
Dalamar
Agonia Records/Soulfood
66:38
27.01.2012