Die Gemeine Küchenschabe gilt bekanntermaßen als Überlebenskünstler und Darwin’scher Evergreen. Sie übersteht Atomkriege und trotzt dem Lauf der Zeit mit unerschütterlichem Durchhaltevermögen, der es unnötig macht, sich den Umständen anzupassen.
Papa Schabe hat den Nu-Metal-Atomkrieg überstanden, scheinbar aber nicht unbeschadet. Sie muss auf den Kopf gefallen sein; auf „The Connection“ trippelt sie nur scheinbar gewohnt in ihren alten Bahnen, fühlt sich aber auf wundersame Weise immer wieder von Elektronika angezogen, die aktuell für Dubstep- und New-Wave-Trends von KORN, LINKIN PARK und selbst MUSE ausgegraben werden. Für den Verrat an ihrer Natur gehört Papa Schabe nun eigentlich totgeklatscht und neben Papa Schlumpf beerdigt. Oder von einem Chamäleon verspeist.
Was mag „The Connection“ nun bezwecken? Eine Fusion alter und neuer Fans zur glorreichen Einigkeit? Möglich, denn „Still Swingin“ klotzt zum Einstieg mit LOSTPROPHETS-Attitüde nach vorne und richtet sich an die alte Schule, bevor es vom Schmalz im eigenen Refrain verspeist wird. Shaddix klingt immerhin so exaltiert wie ein blutjunger Daniel Johns von SILVERCHAIR auf „Freak Show“, mit dem Unterschied, dass seine Stimme bereits hier mit Effekten gedoppelt und gehäckselt wird. Auch „Where Did The Angels Go“ ist eine eher aggressiv gestellte Frage, die aber einmal mehr mit Refrainzucker versiegelt wird.
Und dann brechen die Elektronika auch schon voll durch. Immerhin, Etikettenschwindel kann man dieser Platte nicht unterstellen, denn wer einen Blick auf das Cover wirft und daraufhin bodenständigen Hard Rock erwartet, der hat sich unter „Getting Away With Murder“ damals wahrscheinlich auch zünftigen Goregrind vorgestellt. Wer LINKIN PARKs „Living Things“ verfolgt hat, weiß – abzüglich verkorkstem Kunstanspruch und zuzüglich einer Portion leichtgewichtiger Eier – so ungefähr, was da auf ihn zukommt. Insbesondere „Silence Is The Enemy“ schreit mit Klavierintro und Keyboardsamples geradezu danach, Chester Bennington auf ein Käffchen einzuladen, um über gemeinsame Erfahrungen zu plauschen. Der Unterschied ist lediglich der, dass in die wabernden Dark-Pop-Netze irgendwann kräftige Riffs eingezimmert werden – immer sauber und berechenbar zwar, aber immerhin recht laut.
Dass in dem Vereinigungsgedanken von Hartnüssen und Elektroaalen letztlich nur wieder die vielmals kolportierte epische Rockballade unter dem Nenner steht, ist eben der zuverlässig auftauchende Nebeneffekt von Angepasstheit. Fast alles auf „The Connection“ ist im Abspann einer banalen Actiondramödie hervorragend aufgehoben.
FAZIT: PAPA ROACH entwickeln sich halt weiter…blablabla… modern… säusel… Energie… blubb. Glanzlichter haben sie nie gesetzt, aber das frühere Pendeln zwischen Nu Metal, Hard Rock und Post Grunge transportierte zumindest eine gewisse Bodenständigkeit. „The Connection“ ist kein totaler Reinfall, schon aufgrund der dynamischen Produktion nicht, aber irgendwie hat es was von einer schlechten Slasherreihe, die nur noch einen Ausweg aus dem Ideenloch sieht: Schickt die Kakerlake in den Weltraum!
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.10.2012
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Eleven Seven Music
45:45
28.09.2012