In der letzten dreiviertel Dekade scheint ein Umdenken bei den Musikfans im deutschsprachigen Raum stattgefunden zu haben, denn es scheint mittlerweile nicht mehr uncool oder eine Sünde zu sein, Texte in seiner Heimatsprache zu verfassen. So viele Bands aus so unterschiedlichen Genres, die deutsch texten, gab es zumindest aus subjektiver Wahrnehmung heraus noch nie. PARKA, die einen eher anspruchsvollen und abwechslungsreichen Mischmasch aus Alternative, Pop, Indie und Rock von internationalem Format präsentieren und musikalisch eher in England oder den USA zu verorten wären, setzen bewusst auf ihre Muttersprache und veräußern ihre Beobachtungen politischer und sozialer Natur ungefiltert, unfrisiert, ganz ohne Phrasen, ohne TV-Anbiederungen, ohne Blick auf etwaige Trends.
Man kann davon ausgehen, dass es das Stuttgarter/Neusser/Kölner Trio etwas schwerer dadurch haben könnte, doch wieso sollten PARKA ihren Sound bequemer, leichter bekömmlich und einfacher gestalten, nur um sich goldene Schallplatten über Kloschüssel und Schuhregal hängen zu können? Die Band tut gut darin, sich ihr musikalisches Gesicht zu bewahren, denn das dürfte langfristig zu einer stärkeren und treueren Fanbase führen, und das ist es doch wert, dafür den steinigen Pfad nicht zu verlassen und sich einfach den Hindernissen zu stellen.
Fliegenschmidt, Sbrzesny und Dedola haben offensichtlich einen breit gefächerten Musikgeschmack, denn wenn man sich das dreizehn Songs plus Hidden Track starke Album anhört, fällt einem eine riesige Anzahl an Einflüssen auf, doch das sind derart viele, dass man diese einzeln kaum extrahieren kann. Letzteres liegt wohl auch daran, dass PARKA die Einflüsse nicht einfach unreflektiert wiedergeben, sondern absorbieren, konvertieren, prozessieren, modulieren, modifizieren und mit ihrer eigenen Persönlichkeit prägen, sodass man erst gar nicht auf die Idee kommt, den Dreier mit etwas zu brandmarken, was er gar nicht ist.
FAZIT: Da ist sie doch, die unpeinliche, deutsche Rockmusik. Ohne komische Mützen, ohne Nerdbrillen, ohne Oberlippenbart, ohne gerolltes „r“, ohne diesen ganzen Klischeerotz.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.03.2012
Gianni Dedola
Martin Fliegenschmidt
Martin Fliegenschmidt
Raphael Sbrzesny
Bullet Records
56:48
24.02.2012