Den Brasilianer Mário PASTORE kennen vermutlich nur die wenigstens, auch wenn er in der einen oder anderen Band gesungen hat (SOULSPELL), die sich zumindest in seiner Heimat Lorbeeren verdiente. Dies ist das zweite Album seiner Band, und geboten wird leicht verspielter Power Metal.
Anders als zu Pre-SEPULTURA-Zeiten darf man in der Regel davon ausgehen, dass südamerikanische Bands produktionstechnisch und spielerisch auf der Höhe der Zeit agieren und mehr – nämlich dass sie sich allzu offensichtlich an europäischen Vorbildern orientieren. PASTORE nun legen den Sound von „The End Of Our Flames“ zwar in skandinavische Hände, doch den Setzkasten-Metal, den man dort weithin fabriziert, haben sie dankenswerterweise nicht adaptiert. Die Songwriter versehen ihre Kompositionen häufig mit längeren Hinführungen zu den Refrains, schwingen also nicht die plumpe Eingängigkeits-Keule. Progressiv ist daran natürlich nichts, denn rhythmisch bleibt alles straight, und Genre-fremdes Tonmaterial vernimmt man auch nicht.
Der starken und QUEENSRYCHE-mäßigen Ballade „When The Sun Rises“, dem dramatischen „Envy“ und dem atmosphärischen Abschluss stehen allerdings auch nicht wenige Füller gegenüber, als da wären „Unreal Messages“ (gestreckter Groove-Krampf) „Fools“(melodisches Einerlei) „Empty World“ (kommt nicht auf den Punkt) und „Brings Me To Peace“ (dröge Stakkatos).
Am ehesten lassen sich PASTORE mit den HALFORD-Solowerken vergleichen, zum Beispiel anhand von „Night And Day“ oder „Brutal Storm“, einem melodischen wie fast thrashig hämmernden Highlight. „Liar“ könnte auch von den Proleten CAGE stammen, die allerdings auch nur priesterliche Abziehbilder mit zu dicken Hoden sind, aber der Fan weiß, worauf der Rezensent hinaus will: Wem die einstigen Schmerztöter nur noch Qualen verursachen, der sollte sich die Südamerikaner einmal anhören.
FAZIT: Mit ihrem zweiten Album reißen PASTORE keine Bäume aus, aber wer dick produzierten, unaffektierten Power Metal nach neuzeitlichem Verständnis schätzt und aufs Originelle pfeift, tut sich hiermit keine Schande.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.10.2012
Alexis Gallucci
Mário Pastore
Raphael Gazal
Fábio Buitividas
Inner Wound Recordings
48:13
12.10.2012