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Paul Thorn: What The Hell Is Goin' On?

Stil: Bluesrock / Mainstream

Cover: Paul Thorn: What The Hell Is Goin' On?

Super – ein Coveralbum eines Blues-Musikers mit wenig offensichtlichen Hommagen. Der amerikanische Chartstürmer PAUL THORN bezeugt auf seinem neuen Werk Originalität und guten Geschmack abseits der Baumwollfelder.

Gleich die Nicks-Buckingham Nummer „Don't Let Me Down Again“ zu Beginn ist ein Volltreffer: Das ostinate Grundgerüst wurde um eine schmatzende Orgel und Slides bereichert, wozu THORN mit anheimelnd warmer Stimme singt, die – das sei Stoner-Freunden gesagt – im Übrigen an Wino Weinrich erinnert. Das folgende „Snake Farm“ ist noch überraschender ein Stück aus der Feder von Ray Wylie Hubbard, dessen Schlüsselkomposition „Up Against The Wall, Redneck Mother“ durch Jerry Jeff Walker bekannt wurde. Die weniger naheliegende Wahl „Snake Farm“ ist in dieser Version ein urbaner Rocksong mit nur leichten Blues-Bezügen, dessen Dynamik das Produzentenduo trefflich eingefangen hat.

Den Gospel „Shelter Me Lord“ (stilecht mit Damenchor) übernimmt THORN von Buddy und Julie Miller, womit er eine bedächtige Phase einläutet, denn auch das relativ junge Stück „Shed A Little Light“ aus der Feder des Iren Foy Vance ist eine melancholische Ballade und spärlich instrumentiert. Erst der Titelsong mit Gastgitarrist und Urheber Elvin Bishop kommt wieder lebhafter daher, alldieweil der Bandchef dem Altmeister viel Raum zum solieren lässt. „Small Town Talk“ von THE BAND beziehungsweise deren verstorbenem Bassisten und Sänger Rick Danko versprüht im Vergleich zum Original leichte Reggae-Vibes und ist ebenfalls lichter arrangiert (keine Bläser etwa). Mit FREEs „Walk In My Shadow“, bei dem THORN gesanglich allerdings keinen Stich gegen Paul Rodgers hat, wird es wiederum rockiger.

Eine weitere Überraschung ist Allen Toussaints Schmachtfetzen „Wrong Number“, der zwar schon oft nachgespielt wurde, aber eher nicht im Blues-Kontext. Mit „Bull Mountain Ridge“ begibt sich der Barde in Southern-Rock-Gefilde. Das Lied stammt von William und Martha Emerson (eigentlich nur ein Demo namens „The Hawk“) und wird passenderweise von Country-Ikone Delbert McLinton gesungen, der es zu einem Highlight der Scheibe macht.

„Jukin'“ hingegen ist ein vorhersehbarer Boogie aus dem Fundus von THE WORLD FAMOUS HEADLINERS (Pat McLaughlin), und das rührende (Text beachten) „She's Got A Crush On Me“ von Kris Kristoffersons Zuarbeitern Donnie Fritts und Billy Lawson klingt ebenfalls obligatorisch, bevor das durchweg frisch tönende Album mit „Take My Love With You“, einem Stück des blutjungen Sängers Eli Paperboy Reed, auf einer heiter beschwingten Note endet.

FAZIT: Wo andere Blueser Hendrix und die vielen Kings abfrühstücken, versteht sich PAUL THORN auf Idole, die vor allem als Songwriter bekannt geworden sind (oder nicht). „What The Hell Is Goin' On?“ ist ein abwechslungsreiches und herzliches Album für Freunde amerikanischer Liedschreibe generell – Hut ab vor dem Mann aus Tupelo.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.06.2012

Tracklist

  1. Don't Let Me Down Again
  2. Snake Farm
  3. Shelter Me Lord
  4. Shed A Little Light
  5. What The Hell Is Goin' On?
  6. Small Town Talk
  7. Walk In My Shadow
  8. Wrong Number
  9. Bull Mountain Bridge
  10. Junkin'
  11. She's Got A Crush On Me
  12. Take My Love With You

Besetzung

  • Bass

    Ralph Friedrichsen

  • Gesang

    Paul Thorn

  • Gitarre

    Paul Thorn, Bill Hinds

  • Keys

    Michael Graham

  • Schlagzeug

    Jeffrey Perkins

Sonstiges

  • Label

    Blue Rose / Soulfood

  • Spieldauer

    44:10

  • Erscheinungsdatum

    02.06.2012

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