2006 hat der Pianist PAVOL BODNÁR den Aurel-Preis mit diesem Album gewonnen, gewissermaßen den Jazz-Grammy, und hört man „Ecce Jazz“, dessen Titel für „eclectic, Central European, Caribbean, emotional“ steht, lässt sich dies leicht nachvollziehen. Die international besetzte Combo glänzt einerseits mit fantastischem Können und setzt die aufwändigen, aber nie anstrengend klingenden Kompositionen niveauvoll um – Spielfreude hörbar mitinbegriffen.
Die insgesamt gut 15 Minuten lange Suite „Peacock Girl“ klingt nach Südsee, melodisch wie weite Teile des restlichen Albums getragen von Saxofon und Geige, derweil Bass und Drums synkopisch grooven, das Ganze forciert von zusätzlichen Percussions. Mit dem leicht orientalisch intonierenden Sänger Winand Gábor gerät der dritte Teil des Stückes zu einer gefühlvollen Ballade, die den reinen Jazz allenthalben streift. Zwischendurch meint man, die Musiker zitierten Coltrane oder Miles, auch im tänzerischen „Twelve Passions“, was in einem so sonnigen Kontext sehr originell anmutet.
BODNÁR begnügt sich oft mit bloßem Comping, brilliert aber im rasenden „Some Other Indiana“ umso mehr, da er von trefflichen Solisten flankiert wird, die ihm die Bälle zuspielen. Gábor veredelt gemeinsam mit den Chanteusen Téli Márta und Silvia Josifoska das lebendige Lied „3 Roses 4 Martina“ sowie den lebensfrohen „The Water Song“. Diesem relativ zugänglichen Teil – nicht dass „Ecce Jazz“ insgesamt anstrengend wäre – folgt mit dem achtminütigen „The Chromatic Adventure“ wiederum Combo-Jazz vom Feinsten, wobei die Rhythmusarbeit ihresgleichen sucht.
„Moonlight Cherry“ aus der Feder des Kroaten Kresimir Butkovic ist wiederum Vokaljazz im Duett, der doppelte Abschluss “Have A Good Time In Puerto Rico“ stellt einen kompositorischen Alleingang der Kubanerin Elsa Valle dar, die hier Congas spielt und singt, am Ende begleitet von BODNÁR selbst und Fretless-Basser Griglák. „A Deep Brook“ lädt zu einer rund zehn Minuten dauernden Flussfahrt ein. Kaum ein Motiv auf dem Album ist so eingängig wie das hier unisono von den Melodieinstrumenten vorgetragene, und in seiner Anlage zwischen Mainstream und kontrollierter Auslotung des Virtuosen steht das Stück exemplarisch für die Platte in ihrer Gesamtheit.
FAZIT: „Ecce Jazz“ ist eine farbenfrohe und sehr live klingende Ensemble-Scheibe mit viel Musik fürs Geld und von Liebe fürs Detail zeugenden Liner Notes, die Freunde von (Latin) Jazz und heiter anspruchsvoller Sounds generell gehört haben sollten.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.09.2012
Pavol Bodnár, Martin Valihora, Stano Palúch, Tomás Baros, Stefan Bartus, Boris Janczarski, Radovan Tariska, Silvia Josifoska, Winand Gábor, Elsa Valle, Juraj Griglák, ?ubor „Umelec“ Priehradník, Eddy Portella, Téli Márta
Hevhetia
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06.06.2006