In den Alpenrepubliken brummt es in Sachen Jazz, und Unit Records fungieren als Auffangbecken. Auch der Drummer und Komponist PETER LENZ überzeugt auf diesem Einstand mit einer schrankenlosen Lesart der Stilistik, die nicht nur Genre-Freunde, sondern schlichtweg alle Spannungsmusik-Sucher begeistern wird.
Die vertrackten, aber durchaus leicht fassbaren Stücke des mit Auszeichnungen überhäuften Österreichers leben von der originellen Verschränkung konservativer Jazz-Instrumente. Die Kombination aus Vibrafon und teils fast schmutzig klingender Gitarre sorgt bereits im eröffnenden „falling in circles“, umso mehr noch im dichten „jetlag“ für ein haarsträubendes Meeting aus Alt und Neu. Dazu atmet Bläser Kleinlosen nicht nur unterm Kopfhörer hörbar, sondern scheint sich der Spucke in seinem Blech nachgerade musikalisch zu entledigen.
Der „waltz“ ist selbstredend mehr als Dreiviertel-Schunkeln, das Titelstück ein Hoch aufs Antäuschen und Umlenken. Das folgende „intervalactic“ erfährt nach der Hälfte impressionistische Brechungen, bevor es umso harmonischer ausklingt, und das sachte „turn back“ geht als konventionelles, aber intimes Highlight durch, das die Rhythmusgruppe hervorragend präsentiert. Eingedenk der Einleitung und des Outros entsteht der Eindruck eines geschlossenen Werkes, das nicht nur rasend schnell vorbei ist, sondern im Verlauf trotz improvisatorischer Anwandlungen keinen Offenbarungseid ablegt: Hier spielt niemand seinen akademisch gestählten Unfallschuh herunter – PETER LENZ und Co. hüpfen keck mit kreativen Siebenmeilen-Stiefeln (ob major oder minor) durch den muffigen Jazz-Keller.
FAZIT: „It Is But It's Not“ bietet Jazz mit hoher Spielkultur und hörbarem Spaß, dazu abgefahrene wie logische Kompositionen. Der LENZ ist da, und dieses Zeugnis muss dem jungen Mann Jahrgang 1987 erst jemand nachmachen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.06.2012
Lukas Raumberger
Manfred Temmel
Peter Lenz
Adrian Kleinlosen (Posaune), Raphael Meinhart (Vibrafon)
Unit Records / Alive
45:06
15.06.2012