PIG DESTROYER. Grindcore. Fertig.
Ausführlicher: Für den jungen aufstrebenden Rock 'n' Roller, der mit seiner Band auf die Straße will, um Gras und Chicks abzugreifen, dürfte das US-Grind-Quartett das Grauen bedeuten. Vier ältere Herren, die gelegentlich mal eine Platte veröffentlichen, noch gelegentlicher mal live spielen und denen die Familie wichtiger als die Band ist. Nein, das ist nicht Rock 'n' Roll, aber das ist Grindcore. Und zwar Grindcore aus dem oberen Qualitätsregal und mit nicht unerheblichen Verkaufszahlen und Artikeln in gängigen US-Tageszeitungen.
Fünf lange Jahre haben sich PIG DESTROYER Zeit gelassen, um an dem Nachfolger des durchwachsenen Vorgängers „Phantom Limb“ zu basteln und „Book Burner“ ist beachtlich geworden. PIG DESTROYER sind zurückgekehrt zu kurzen Songs, schnell, komplex, aber auf den Punkt, lediglich 4 der 19 Eruptionen knacken die 3-Minuten-Marke. Das Gitarrenspiel Scott Hulls ist unverkennbar, unzählige Breaks, Schweinetöne und kleine Schlenker sind sein Erkennungszeichen, dazu gesellt sich mit J.R. Hayes ein kompetenter Shouter, der sich einem Barney Greenway nicht unähnlich durch die Songs brüllt. Während NAPALM DEATH sich aber politisch klar positionieren, sind PIG DESTROYER gerade textlich sehr eigen, eine gewisse künstlerische und beinahe poetische Ader kann man den dunklen Ideen und Träumen von Hayes nicht absprechen, vielleicht macht das die Band Feuilleton-kompatibel. Auf einen Bassisten verzichtet man weiter, die elektronischen Spielereien und Samples sind meist zwischen den Songs angesiedelt, aber mit Adam Jarvis hat man einen der besten Grindcore- und Death-Metal-Drummer gewinnen können, dessen Können ja seit MISERY INDEX unbestritten sein sollte und der eine noch größere Präzision als sein Vorgänger einbringt, was bei dem klaren und differenzierten Sound sehr wohltuend ist.
„Book Burner“ wird wie heutzutage ja schon beinahe üblich in verschiedenen Versionen erscheinen: CD, Vinyl, Doppel-CD, Doppel-Vinyl, seelenloser Download. Interessant ist sicher das musikalische Zusatzmaterial, welches aus Coverversionen verschiedener Hardcore-Bands besteht, die PIG DESTROYER maßgeblich beeinflusst haben und eine lesenswerte Kurzgeschichte von J.R. Hayes.
FAZIT: NAPALM DEATH und CATTLE DECAPITATION haben es vorgemacht, PIG DESTROYER ziehen nach. Komplexer Grindcore auf höchstem technischen Niveau und bei allem Geballer doch noch ganz eigen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.10.2012
J.R. Hayes
Scott Hull
Blake Harrison
Adam Javis
Relaspse Records
32:38
26.10.2012