Diese PIVOT stammen aus Raleigh in North Carolina und haben nichts mit der gleichnamigen Indie-Combo zu schaffen. Auf ihrem dritten Release reiben uns die Musiker progressiv angehauchten Rock mit starkem Alternative-Geruch unter die Nasen.
Brian Kelly ist Dreh- und Angelpunkt der Gruppe, sowohl was sein kraftvolles Gitarrenspiel angeht als auch in puncto gesanglicher Präsenz: Seine Stimme ist auf den beseelten Vortrag von Leuten wie Chris Cornell geeicht, was bedeutet, dass er gleichermaßen streicheln wie aufmüpfig werden kann. Angesichts seiner wirklich lesenswerten Texte, die einerseits ätherisch genug anmuten, um sie zu übersehen, doch andererseits bei Kenntnisnahme ein intensiveres Hörerlebnis garantieren und die raumgreifenden Arrangements verstehen lassen, ist stimmliche Flexibilität sowieso unabdingbar.
Bleibt die Einfühlung „Discount Lobotomy“ musikalisch noch relativ straight, trumpft das Titelstück sowohl mit einem epischen, aber nicht US-typisch schmalzigen Refrain auf als auch mit kantigen Breitwand-Riffs, was es insgesamt eingängig, aber nicht so rasch langweilig macht. „Lair Of The Aquarian“ beginnt balladesk, schlägt mit tollem Drumming zu Buche (die Band nennt sich selbst progressiv, was vorwiegend die virtuose Rhythmusgruppe betont), um am Ende eine Lärmwand aufziehen und einreißen – toll und ganz anders als „A Moment Of Clarity“, ein Singalong mit Wave-Fundament, sehr originell und dennoch vertraut klingend.
„The Rebirthers“ bietet sich zum Recken der Fäuste an, klingt im weitesten Sinn modern beziehungsweise frisch ohne unangenehme Zeitgeist-Erscheinungen von zweifelhaftem Langzeitwert. Als Gegenpunkt setzen PIVOT schlussendlich das federleicht letzte Stück, nach dem man in der Tat mehr von der Band hören will. „Enter The Exosphere“ fungiert aber trotz seiner knapp bemessenen Spielzeit leider als Langspieler.
FAZIT: PIVOT vom Bibelgürtel hinterfragen das Leben in all seinen Facetten über Musik, die zwar den Grunge der Neunziger aufgesogen hat, aber in geballter Faust der Ausführenden eine Menge Unberechenbarkeit versprüht, wie man sie aus dem Progressive beziehungsweise Art Rock kennt. 3 oder RISHLOO darf man als Vergleiche anführen (ohne dröge TOOL-Kompenente), aber das muss gar nicht sein. „Enter The Exosphere“ kommt bestens ohne Zitate aus.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.12.2012
Mike Hambright
Brian Kelly
Brian Kelly, Eric Hambright-
Brian Kelly
Phil Cicco
Grizzled Tree
29:32
21.09.2012