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Primitive Instinct: One Man's Refuge

Stil: Neo Prog / Songwriter

Cover: Primitive Instinct: One Man's Refuge

Diese Formation aus Kent legt zwar erst ihr drittes Album (seit zwölf Jahren) vor, existiert aber tatsächlich schon seit 1987 und gehörte zu den ersten Bands der Szene-Plattenfirma Cyclops. Auf „One Man's Refuge“ frönen PRIMITIVE INSTINCT urbritschem Kunstrock, wie er Song-orientierter kaum klingen könnte.

Davon zeugen bereits die ersten beiden Stücke „Alter Ego“ (teilweise mit schlichtem Silbengesang) und „Falling Down“, die ebenso ins erweitere Singer-Songwriter-Geschehen passen könnten wie die Balladen „End Of The Day“ und „Breathing“, letztere mit Akustikgitarre und Fretless Bass, später auch jazzigem Klavier. „Solitary Man“ erinnert an die zerbrechlichen MARILLION-Stücke der frühen Hogarth-Ära, gerade auch wegen des in sich gekehrten Texts über Entfremdung von der Gesellschaft.

Erst im Titelstück weichen PRIMITIVE INSTINCT von dieser Stoßrichtung ab, indem sie auf einen überraschenden, weil elektronischen Beat setzen. Prinzipiell besitzt dieses Stück großes kommerzielles Potenzial, irgendwo zwischen Sting und COLDPLAY, wenn man so will. „Cuban Lullaby“ ist hingegen ein urbaner Rocksong, der auch von NEW MODEL ARMY stammen könnte. Zu den lebhaftesten Tracks gehört „No Way“, das vom folgenden „Still Finding My Way“ konterkariert wird, der nachdenklichen dritten Ballade eines Albums, das nur sehr wenig mit Prog im herkömmlichen Sinn zu tun hat, denn nichts steht den Musikern ferner, als Virtuosität hervorzukehren. Vielmehr sind es die Texte, denen man besonders Augenmerk zudenkt, und die Musik dazu ist passenderweise sehr stimmungsvoll ausgefallen.

FAZIT: „One Man's Refuge“ ist ein schönes wie seltenes Liebhaber-Album für besondere Stunden. PRIMITIVE INSTINCT regen inhaltlich zum Grübeln über Fortschritt und Beziehungen an, während auf instrumentaler Ebene Wohlklang mit wehmütigen Brechungen herrscht. Bis zur nächsten Scheibe darf es kein weiteres Dutzend Jahre dauern.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.12.2012

Tracklist

  1. The Call
  2. Alter Ego
  3. Falling Down
  4. Breathing
  5. Solitary Man
  6. One Man's Refuge
  7. End Of The Day
  8. Cuban Lullaby
  9. No Way
  10. Still Finding My Way
  11. Regrets

Besetzung

  • Bass

    Pic

  • Gesang

    Nick Sheridan

  • Gitarre

    Nick Sheridan

  • Keys

    Jonathon Vincent

  • Schlagzeug

    Graham McGarrick

Sonstiges

  • Label

    Hidden Charm

  • Spieldauer

    54:12

  • Erscheinungsdatum

    02.11.2012

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